30 Jahre IBH

30 Spannende Momente

Auf dieser Seite erleben Sie 30 Jahre IBH Geschichte: Von der Gründung, über den Start als erster Internet Server Provider in Sachsen, über die Entwicklung in den einzelnen Kompetenzfeldern bis hin zum Komplettanbieter für IT-Dienstleistungen, welche die IBH IT-Service GmbH heute ist. Lassen Sie uns die Reise beginnen.

1991

Gründung des Ingenieurbüros Prof. Dr. Thomas Horn (IBH)

Das Ingenieurbüro Prof. Dr. Thomas Horn wurde im März 1991 beim Gewerbeamt der Stadt Dresden angemeldet. Da kurz nach der Wende noch alles im Aufbau war, gab es für Gründer keine Unterstützung. Zu DDR-Zeiten wurde in den 50-iger Jahren die IHK aufgelöst und musste sich daher nach der Wende erst wieder neu gründen. Darüber hinaus waren für die vielen neu gegründeten freiberuflichen Ingenieurbüros die IHK‘s auch nicht zuständig. Daher arbeitete jeder Gründer so wie er es für richtig hielt. Jeder Gründer konzentrierte sich auf seine Arbeit und Bürokratie gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Anmietbare Gewerberäume fehlten jedoch auch, da nahezu alle Immobilien auf die Treuhandanstalt übergegangen sind und eine private Vermietung von Gewerberäumen musste sich erst wieder etablieren.

Aus der Not wurde eine Tugend gemacht und das Ingenieurbüro Horn wurde in der eigenen Wohnung gegründet. Da die Geschäftstätigkeit mit freiberuflichen Mitarbeitern aufgebaut wurde, waren auch erst einmal keine Geschäftsräume zwingend erforderlich. Die Kosten wurden auf ein Minimum gehalten und es wurde viel improvisiert. Schulungen und Consultings wurden bei den Kunden durchgeführt, was den Kunden sogar entgegenkam. Sie hatten keine Reisezeiten und -kosten, aber dafür einen exklusiven Service.

Trotz allem machte das Ingenieurbüro in den ersten Monaten im Jahr 1991 einen Umsatz von 67.000,- DM und einen Gewinn von 30.000,- DM, der dringend zum weiteren Ausbau des Ingenieurbüros gebraucht wurde. Kredite gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, jede Deutsche Mark die man investieren wollte, musste erst verdient werden.

1992

Auf der Suche nach Geschäftsräumen

Gebäudeansicht aus dem Jahre 1992 des TechnologieZentrumDresden auf der Bergstraße 69 in Dresden.

Die Arbeit aus dem „Homeoffice“, das Durchführen von Schulungen und Consultings beim Kunden, sowie der Einsatz von Freiberuflern ist natürlich die kostengünstigste Variante für den Aufbau einer Firma. Jedoch sind die Wachstumsmöglichkeiten limitiert, ein Kundenbesuch im Büro ist nicht möglich. Daher haben wir uns bemüht Geschäftsräume anzumieten, was zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht einfach war.

Anfang der 80iger Jahre gab es bekanntlich einen erheblichen Strukturwandel im Ruhrgebiet. Daraus entstand 1984 in Dortmund die Idee, ein Technologiezentrum für die Ansiedlung junger innovativer Unternehmen als Magnet und Drehscheibe für zukunftsweisende Technologien zu gründen.

Der in den 90er Jahren einsetzende Strukturwandel in Sachsen infolge der Wiedervereinigung war sicherlich nicht geringer als Jahre zuvor im Ruhrgebiet. Im Spätsommer 1990 kam das Prorektorat für Natur- und technische Wissenschaften der Technischen Universität Dresden (TUD) auf den Gedanken, sich das Modell eines Technologiezentrums anzusehen. So kam man mit dem Geschäftsführer des TechnologieZentrumsDortmund (TZDO) in Kontakt, der bereits Ende 1989 der Stadt Dresden die Gründung eines Technologiezentrums vorgeschlagen hatte. Man wurde sich mit dem TZDO und der späteren Landeshauptstadt (LHDD) schnell einig, auf den positiven Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet aufbauend, auch in Dresden ein Technologiezentrum zu etablieren. Alle drei Beteiligten gründeten noch 1990 gemeinsam das TechnologieZentrumDresden (TZD). Dafür stellte die TUD den früheren Kindergarten und spätere Assistentenwohnheim auf der Bergstr. 69 zur Verfügung, das sich gerade in der Sanierung befand. Ein Mitarbeiter aus dem Führungsstab des Rektorats übernahm mit dem Geschäftsführer des TZDO den Aufbau des TechnologieZentrumDresden.

Als wir 1992 nach Büroräumen suchten, platzte das TZD schon längst aus allen Nähten. Man stellte uns aber in Aussicht, 1993 am neuen Standort des Technologiezentrums auf der Gostritzer Str. Räume anmieten zu können. Die Landeshauptstadt Dresden hatte gerade zu dieser Zeit dem TZD das Gelände der ehemaligen Ziegelei auf der Gostritzer Str. 61-63 zur Verfügung gestellt, das seit 1971 von der Kommunalen Wohnungsverwaltung Süd-Ost (KWV) verwaltet wurde und im Wesentlichen dem Verfall preisgegeben war. Bei der Privatisierung der KWV Süd-Ost 1992 zur späteren WOBA Süd-Ost hat der damalige Wirtschaftsbürgermeister der LHDD das Grundstück kurzer Hand „abgezweigt“ und den TZD zum Kauf angeboten. Später hat die LHDD geholfen, das Grundstück gegen Restitutionsansprüche des Enkels des früheren Fabrikbesitzers zu verteidigen.

Für die Übergangszeit bot uns das TechnologieZentrumDresden einen Mietvertrag als „externer Mieter“ an, was die Nutzung der Adresse und des Namens des TZD, die Nutzung der Sekretariatsdienste, die Nutzung des Kopierers und die Benutzung der Beratungsräume beinhaltete. Damit hatte nun die IBH als Firmensitz einen wohlklingenden Namen. Der wesentliche Vorteil aber war, dass wir durch den Mietvertrag eine Anwartschaft auf eigene Büroräume auf der Gostritzer Str. erwarben.

1992

Finanzierung der Investitionen

Tontöpfe als Symbol für die Absage der Hausbank in Bezug auf die Kreditanfrage der IBH bei ihrer Hausbank im Jahr 1992.

Im Zusammenhang mit der Einmietung in das TechnologieZentrumDresden (TZD) entstand die Idee – auch als Mehrwert für das TZD zur Steigerung seiner Attraktivität – allen Einmietern des Technologiezentrums Internet-Dienstleistungen anzubieten. Damit sollte die Möglichkeit eröffnet werden, dass jede Firma bei Bedarf ihren eigenen Internetzugang erhält.

Für dieses neue Geschäftsfeld als Internet-Provider waren Investitionen erforderlich. Es gab noch keine privatwirtschaftlichen Internet-Provider in Deutschland. Die Universitäten und Hochschulen wurden seit 1984 über das Deutsche Wissenschaftsnetz vom DFN-Verein (Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes) versorgt, im Wesentlichen vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) finanziert. Auf Grund der Finanzierung über öffentliche Mittel des Bundes durften privatwirtschaftliche Einrichtungen nicht mit Internetzugängen versorgt werden.

Damals wurde von der Deutschen Bundespost für Datenübertragungen nur das DATEX-P-Netz auf der Basis der X.25-Protokolls angeboten, was auch die technologische Basis des DFN war.

Daher waren für die Realisierung von Internetzugängen mindestens ein X.25-Router und ein Internet-Server erforderlich. Als X.25-Router wurden im Wesentlichen die marktbeherrschenden Router von Cisco Systems eingesetzt, die mindestens 30.000,- DM kosteten. Als Internet-Server wurden in der Regel die hervorragend geeigneten Server und Workstation von Sun Microsystems eingesetzt, die ab etwa 50.000,- DM erhältlich waren. Es wurden also dringend Mittel für Investitionen benötigt.

Als Kunde der Stadtsparkasse war nichts naheliegender, als sich mit einem Kreditantrag an seine Hausbank zu wenden. Die zuständige Abteilungsleiterin im Geschäftskundenbereich lehnte unseren Antrag im November 1992 ab: „Was Sie da machen wollen, verstehen wir sowieso nicht. Wenn Sie Tontöpfe herstellen würden, dann könnten wir Ihnen einen Kredit geben!“. Das war etwas plakativ, aber symptomatisch für die damalige Zeit. Andere Banken reagierten nicht viel anders. Das Problem was dahinter stand war, dass die Banken für das neue Geschäftsfeld Internet-Providing (und IT im Allgemeinen) noch keine Risikobewertung hatten und wir keine bankenüblichen Sicherheiten bieten konnten. Daher musste die Idee vorerst auf Eis gelegt werden.

1993

Realisierung eines Internet-Zugangs

Auszug aus der DATEX-P Preisliste mit Stand 01. März 1992.

Nach der Zusage zur Anmietung von Geschäftsräumen im TechnologieZentrumDresden war nun die Frage, wie eine physische Verbindung zum Internet realisiert werden kann.

Im Access-Bereich wurden im Wesentlichen analoge Telefonleitungen mit entsprechenden Modems eingesetzt. 1991 wurde auf der CeBit in Hannover das erste postzugelassene Modem mit einer Übertragungsrate von 9.600 bit/s (V.29 Standard) vorgestellt. Damals benötigte jedes Gerät, welches an Einrichtungen der Deutschen Post anzuschließen war, noch eine sogenannte FTZ-Zulassung (Fernmeldetechnisches Zentralamt mit Sitz in Darmstadt). Der V.34-Standard mit einer maximalen Datenübertragungsrate von 33,6 kbit/s wurde erst 1994 eingeführt.

Das nationale ISDN (Integrated Services Digital Network) mit dem 1TR6-Protokoll und einer Datenübertragungsrate von 64 kbit/s je Kanal wurde erst schrittweise ab 1989 aufgebaut. Abgesehen von der Verfügbarkeit gab es zu dieser Zeit noch keine ISDN-Router dafür. Bei Cisco Systems gab es nur Router für das X.21/X.25-Protokoll. Ab Dezember 1993 erfolgte dann bei der Deutschen Post die Umstellung auf das Euro-ISDN-Protokoll (DSS1), das in Deutschland erst ab September 1995 flächendeckend zur Verfügung stand.

Für größere Datenübertragungsraten, vor allem im Backbone-Bereich, konnten somit nur Leitungen aus dem DATEX-P-Netz (X.25-Protokoll) der Deutschen Post genutzt werden. Die Preisliste vom 1. März 1992 besagt, dass ein 64kbit/s-Anschluss eine monatliche Grundgebühr von 1.500,- DM kostete. Dazu musste noch das Datenvolumen vergütet werden, das nach übertragenen Segmenten aus 64 Oktetts berechnet wurde. Seit über 100 Jahren wurden in den Postverwaltungen der Länder für zu übertragene Zeichen die Begriffe Quintett, Sextett, Septett und Oktett benutzt. Erstmalig wurde der Begriff Byte für 8-Bit-Zeichen, den die meisten von uns nur kennen, 1956 von der IBM beim Computersystem IBM 7030 benutzt. Er setzte sich dann in der Informatik etwa ab 1963 mit der weltweiten Verbreitung der Computersysteme der Reihe IBM/360 durch. Die Postverwaltungen der Welt, so auch die Deutsche Bundespost und ab 1996 die Deutsche Telekom, haben in ihren Dokumenten bis etwa 2005 immer noch den klassischen Begriff Oktett verwendet.

Ein zu übertragendes Segment im Sinne des DATEX-P-Netzes war definiert als eine Gruppe von 64 Oktetts (Byte) und kostete laut der o. g. Preisliste 0,33 Pfennig. Ab dem 200.000-sten Segment reduzierte sich der Betrag auf 0,16 Pfennig pro Segment. Damit betrug der Preis für die Übertragung von 1GByte damals etwa 25.000,- DM. Das waren also nur die reinen Leitungskosten für die Übertragung auf der „letzten Meile“, ohne alle anderen Internet-Kosten.

Damit war das Thema Internet-Access erst einmal „auf Eis gelegt“. Internet war ein Luxus-Produkt bzw. ein Privileg der Hochschulen und Universitäten, die vom Steuerzahler finanziert wurden.

1993

Bezug der eigenen Geschäftsräume

Bezug der eigenen Geschäftsräume im Jahr 1993 in der Gelben Villa auf der Gostritzer Straße in Dresden.

Im Mai 1993 war es endlich soweit, wir konnten unsere eigenen Geschäftsräume am neu eröffneten Standort des TechnologiezentrumsDresden an der Gostritzer Str. 61 im Stadtteil Dresden Mockritz beziehen. Mit großer Prominenz wurden die ersten 3 Häuser der ehemaligen Ziegelei nach Ihrer Instandsetzung eingeweiht: die Gelbe Villa, die Remise und das Gesindehaus. Auch August der Starke und seine Mätresse Gräfin Cosel gaben sich die Ehre. Zugedacht waren uns zwei „kuschlige Zimmer“ mit mehreren Schrägen im Dachgeschoß der Gelben Villa, in der ehemals der Fabrikant residierte und zuletzt in DDR-Zeiten eine Kantine für die KWV Dresden-Süd war. Auf alle Fälle gab es einen ständig besetzten Empfang und gemeinschaftlich nutzbare, stilvoll eingerichtete Beratungs- und Schulungsräume. 1994 erhielten wir dann noch einen Raum im Keller, der vor allem als Kommunikations- und Serverraum genutzt wurde.

Damit war nun die wichtigste Voraussetzung vorhanden, auch Mitarbeiter fest einzustellen. Im Oktober 1993 wurde folgerichtig als erster Mitarbeiter Herr André Beck mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag eingestellt. Als er seinen Arbeitsplatz im Dachgeschoß der Gelben Villa einrichtete, war eine seiner ersten Fragen: „Wo ist denn hier der Internetzugang?“. Herr Beck lernte während seines Fachstudiums und seiner Diplomarbeit an der TU Dresden das Internet schätzen, das etwa ab Herbst 1990 in der Fakultät Informatik zumindest den Studenten der höheren Semester zur Verfügung stand.

Es gab aber damals in Sachsen noch keinen Internet-Provider und die TU Dresden durfte gemäß der Satzungen des DFN e.V. keine Dritten mit Internet versorgen. Für die großen Telekommunikationsunternehmen, wie z. B. die Deutsche Post, die seit 1983 ihr Eigenprodukt BTX (Bildschirmtext) vermarktete, war Internet kein interessantes Geschäftsfeld. In den USA gab es ähnliche Entwicklungen, wie z. B. AOL (America Online) und CompuServe, die alle ihre eigenen Protokollwelten hatten und nichts mit dem Internet gemein hatten.

Die Idee war geboren, selbst Internet-Provider zu werden und somit auch das Technologiezentrum Dresden mit Internet zu versorgen und für einen neuen Aufschwung zu sorgen. Wir verfügten aber zu diesem Zeitpunkt weder über eine erforderliche Leitungsinfrastruktur, noch hatten wir ein ausreichend großes finanzielles Polster. Wie aber machten das die anderen Internet-Provider, die wahrscheinlich alle ähnliche Hürden meistern mussten?

1994

Aufbau des neuen Geschäftsfeldes als Internet Service Provider

Das Internetgeschäft wurde Anfang der 90-iger Jahre fast ausschließlich durch Startups aufgebaut. Wie erfolgte dies?

Einer der ersten deutschen Provider war 1992 die EUnet Deutschland GmbH in Dortmund. Die Firma entstand als Ausgründung von Mitarbeitern aus dem Rechenzentrum der Universität/Gesamthochschule Dortmund, die seit 1984 Erfahrungen aus dem Aufbau des Wissenschaftsnetzes des DFN Vereins hatten. Sie suchten sich einen Geldgeber und fanden den bei der EUnet International Inc. in Amsterdam, die mit reichlich Kapital von der Königlichen Post- und Telefongesellschaft der Niederlande ausgestattet war. EUnet International hatte das Ziel, ein europaweites Internet aufzubauen und da war Deutschland noch ein weißer Fleck. Folglich fiel das Angebot der früheren Kollegen aus dem Rechenzentrum der Universität/Gesamthochschule Dortmund auf fruchtbaren Boden.

Nur ein Jahr später, im November 1993, wurde in Karlsruhe die Firma Xlink zunächst als Geschäftsbereich der NTG Netzwerk- und Telematik GmbH aus dem Rechenzentrum der Universität Karlsruhe ausgegründet. Prof. Werner Zorn hatte 1984 das erste deutsche Internet-Projekt Xlink (eXtented Lokales Informatik Netz Karlsruhe) begründet und war ebenfalls Mitbegründer des DFN Vereins. Xlink, das ehemalige universitäre Projekt, wurde somit privatisiert. Die NTG, eine deutsche Bull-Tochter, finanzierte das Internetgeschäft als Katalysator für ihre Netzwerkprojekte.

Die Idee war geboren, mit einem Provider der ersten Stunde eine Kooperation einzugehen. Also wandten wir uns zuerst an die ehemaligen Kollegen des Rechenzentrum der Universität/Gesamthochschule Dortmund, die uns beim Aufbau des Internets an der TU Dresden tatkräftig unterstützten. Trotz vieler Bekundungen passierte lange Zeit nichts. Wo war das Problem? Die Philosophie der EUnet Deutschland sah vor, mit Firmen als PoP-Betreiber (Point of Presence) zu kooperieren, wobei sie mindestens 51% der Firma übernehmen wollten, damit sie bestimmen können, was angeboten und wie das Geschäft organisiert wird. Was ist aber die Mehrheit bei einer Personengesellschaft? Zudem wollten wir unser klassisches Schulungs- und Consulting-Geschäft nicht aufgeben.

Im März 1994 riefen wir beim Mitgründer von Xlink, Herrn Prof. Werner Zorn, an und waren uns nach 15 Minuten einig. Das wurde dann Mitte April in Karlsruhe mit Herrn Michael Rotert, dem damaligen Mitbegründer/Geschäftsführer von Xlink und heutigen Ehrenpräsidenten des eco –  Verband der Internetwirtschaft e.V. – besiegelt: IBH wird Handelsvertreter von Xlink mit Gebietsschutz für Sachsen und verkauft die Internet Dienstleistungen von Xlink. Xlink betreibt den deutschlandweiten Backbone sowie die transatlantischen Leitungen zum Anschluss an den amerikanischen Internet-Backbone und kümmert sich um die internationalen Aktivitäten sowie das nationale Marketing. Wir betreiben den Internet-PoP in Dresden, akquirieren im Rahmen unserer Schulungs- und Consulting-Leistungen neue Kunden, schließen die Kunden an und kümmern uns um deren Betreuung. Damit hatten wir eine nahezu perfekte Arbeitsteilung mit Xlink und waren Mitglied einer deutschlandweiten Gemeinschaft von Gleichgesinnten.

Die Firma konnte sich auf der Basis des Synergie-Effektes zwischen dem Internet-Geschäft und den anderen Geschäftsfeldern bis heute erfolgreich entwickeln.

1994

ISDN-Technologie und erste Router

1989 begann die Deutsche Bundespost mit dem schrittweisen Aufbau eines digitalen Telefonnetzes, des Integrated Services Digital Network, kurz ISDN genannt. Dazu wurde ein eigenes deutsches Signalisierungsprotokoll 1TR6 entwickelt.

Um nationale Barrieren zu überwinden, gründete die EU 1988 das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI). 1989 wurde folgerichtig für ein europaweites ISDN (Euro-ISDN) das Protokoll Digital Subscriber Signalling System No. 1 (DSS1) verbindlich beschlossen. Das ISDN ist also die erste DSL-Technologie (Digital Subscriber Line = digitale Teilnehmeranschlussleitung).

Als wir im März 1994 in Karlsruhe waren, erfuhren wir, dass es in Alameda, an der San Francisco Bay gelegen, eine junge aufstrebende Firma namens ASCEND gäbe, die Internet-Router für das Euro-ISDN entwickeln würde. Mit einem Upgrade der ISDN-Vermittlungsstellen war auch für Sachsen die Einführung des Euro-ISDN zum Mai 1994 geplant.

Distributoren oder anderweitige Bezugsquellen für diese Produkte waren nicht bekannt, also wandten wir uns an die Firma ASCEND Communications Inc. direkt. Wir bekamen für Testzwecke umgehend einen ISDN-Router MAX 1800 für den einzurichtenden Inter-PoP in Dresden und einen ISDN-Router Pipeline P50 als typisches Kundenanschlussgerät. Damit wurden wir sowohl Beta-Tester für die Firma ASCEND Communication als auch für die Deutsche Bundespost. Mit dem Engineering in Alameda waren wir in einem direkten Kontakt. Fehler im Euro-ISDN wurden mehrfach an die Deutsche Post gemeldet und mit einem Generalupdate im Oktober 1994 konnten auch alle wesentlichen Fehler des Euro-ISDN beseitigt werden.

Da die Geräte sehr gut funktionierten, vereinbarten wir mit der Firma Ascend einen Partnervertrag und bezogen in den folgenden Jahren die ISDN-Router direkt vom Hersteller. Damit konnte im Juli 1994 der Xlink Internet-PoP in Dresden aufgebaut werden.

Als Internet-Provider mit einem funktionsfähigen Internet-Zugang präsentierten wir uns dann erstmalig auf der größten ostdeutschen Messe für Computer-Technologie, der COMTEC ’94. Wir waren somit der erste sächsische Internet-Provider. Ab der COMTEC ‘95 versorgten wir dann regelmäßig auf Wunsch alle Aussteller mit einem temporären Internet-Zugang in den Ausstellungshallen am Straßburger Platz und ab dem Jahr 2000 auch auf dem neuen Dresdner Messegelände im Ostragehege.

Eine interessante Episode aus jener Zeit betraf die Verzollung der Router bei der Einfuhr aus den USA. Im Zolltarifverzeichnis gab es keine „Router“. Also riefen die Zollbeamten, meist vom Flughafen Köln-Bonn, an und wollten wissen was ein Router ist. Die Geräte haben einen ISDN-Anschluss und einen LAN-Anschluss. ISDN-Geräte gehören in die Rubrik „Telefonie, Telefonzubehör“, wo es eine einheimische Wirtschaft zu schützen gibt, also muss ein Zoll in Höhe von ca. 8% entrichtet werden. Wenn der Router aber zur Computertechnik gehört, dann dient er der Förderung der heimischen Wirtschaft und wird nur mit ca. 3% verzollt. Also wurde mit den Zöllnern meist gepokert. Später, im Jahre 1999, strengte ein Münchener Distributor einen Musterprozess beim OLG in München an, der zu unseren Ungunsten ausging und wir mussten einen 5-stelligen Betrag an Einfuhrumsatzsteuern nachzahlen.

ASCEND Internet-Router für das Euro-ISDN aus dem Jahre 1994.

1995

Unsere erste Standleitung

Nachdem im Juli 1994 mit Xlink der Vertrag über die Einrichtung eines Internet-PoPs (PoP = Point of Presence) in Dresden unterschrieben wurde und auch die technologische Basis geklärt war, stand die Frage des Anschlusses des neuen PoPs an das Xlink-Netz.

Der Aufbau des ISDN-Netzes in Deutschland basierte letztlich auf den Empfehlungen der ITU-T G.701, G.702 und G.703 zum Aufbau von digitalen Datenübertragungsnetzen der Plesiosynchronen Digitalen Hierarchie (PDH). Diese Empfehlungen wurden im Wesentlichen in den Jahren 1984-1988 erarbeitet. Die ISDN-Telefonie ist dabei nur eine Anwendung. Mit dem PDH-Netz ist es aber gleichzeitig ab 1993 möglich geworden, kostengünstige transparente Standard-Festverbindungen mit einer Bandbreite von 64kbit/s (Digital 64S), 128kbit/s (Digital 64S2) oder 2Mbit/s (Digital 2MS) anzubieten.

Eine Standard-Festverbindung Digital 64S zwischen Karlsruhe und Dresden (Luftlinie 455km) kostete gemäß den Tarifen von 1994 ca. 3.800,- DM pro Monat. Wenn man jedoch erst mit einem PoP in Betrieb geht und noch keine Kunden hat und auch keine Prognosen machen kann, waren das natürlich erhebliche monatliche Fix-Kosten, welche dennoch nicht mit den früheren DATEX-P-Kosten vergleichbar waren.

Also wurde mit Xlink gemeinsam beschlossen, den Betrieb erst einmal mit einer ISDN-Wählverbindung aufzunehmen. Damals wurden die Telefongespräche nach Einheiten berechnet. Dazu wurde je nach Tageszeit und Entfernung ein Gebührenzählimpuls übertragen. Eine Einheit (ein Gebührenzählimpuls) kostete 0,23 DM. In der Ortszone gab es einen 6min-Takt und in der verkehrsschwachen Zone einen 12min-Takt. Ein voller Werktag hatte 170 Einheiten und kostete somit 39,10 DM. Darüber hinaus gab es Tarifierungen für die Zonen Regio50, Regio150 und Fern. Was niemand bedacht hatte, ein kompletter Werktag hatte in der Fernzone 2.470 Einheiten und kostete somit 568,- DM.

Nach der COMTEC ´94 kam das Internet-Geschäft in Bewegung und im Dezember 1994 hatten wir die ersten fünf Kunden am Netz und die ISDN-Kosten schnellten schlagartig in die Höhe. Der Dezember 1994 verursachte dann allein Kosten von knapp 7.000,- DM. Für die Anlaufphase hatten wir vereinbart, dass wir uns mit Xlink die Kosten teilen. Unsere Wählverbindung war also kalendertäglich etwa 10h online. Wir mussten dringend eine Standleitung Digital 64S bestellen. Nachdem diese dann noch im Februar 1995 installiert wurde, konnten wir auch weitere Kunden anschließen. Ende März 1995 hatten wir bereits 10 Kunden am Netz. Von diesen 10 Kunden der ersten Stunde sind immer noch 3 Kunden mit ihrem Internet-Zugang bei IBH. Unser ältester aktiver Internet-Kunde ging im November 1994 ans Netz.

Ab dem 1. März 1995 gab es glücklicherweise eine deutliche Preissenkung für die Standard-Festverbindungen so dass die Digital 64S nach Karlsruhe nur noch 1.576,- DM kostete. Damit waren weitere Gebühren-GAUs für uns als Pop-Betreiber ausgeschlossen.

Da Xlink zum 1.10.1993 ein Geschäftsbereich der NTG Netzwerk und Telematic GmbH wurde und die NTG das frühere Gerätewerk (Entwicklung und Produktion von Fernschreibern) auf der Waldenburger Str. 63 in Chemnitz von der Treuhand erworben hatte, verlegte man noch im Jahr 1994 den Hauptsitz des Geschäftsbereichs Xlink aus vermutlich förderrechtlichen Gründen nach Chemnitz. In der Folge wurde 1995 auch ein Xlink-PoP in Chemnitz aufgebaut und in den Xlink-Backbone integriert. Wir profitierten mit einer kostenmäßig vertretbaren Schaltung einer 2Mbit/s-Leitung (Digital 2MS) nach Dresden, sehr zur Freude unserer Kunden, da es nun kein Nadelöhr mehr gab. Eine 2Mbit/s-Leitung war damals so etwas, wie heute eine 10Gbit/s-Leitung.

1995

Erste Zertifizierung als Systemhaus

1995 wurde Herr Beck als erster Mitarbeiter der IBH IT-Service GmbH als Netzwerk Spezialist durch Digital Equipment zertifiziert.

Mit dem Anschluss der ersten Kunden an das Internet entstanden neue Herausforderungen: Der erste Kunde wollte unbedingt einen Internet-Server von uns haben. Er sah Internet-Server und Internet-Zugang von verschiedenen Auftragnehmern im Fehlerfall als kritisch an. Der zweite Kunde sagte, dass er aber auch in der Firma ein lokales Netz (LAN) benötigen würde, damit die Mitarbeiter internetfähig wären. Also mussten wir uns diesen neuen Herausforderungen stellen. Es waren Herstellerzertifizierungen erforderlich und Bezugsquellen mussten erschlossen werden. Bei unseren früheren Consultings haben wir auf mögliche Systemhäuser verwiesen, aber jetzt möchten die Kunden alles aus einer Hand haben.

Mit welchen Herstellern bzw. Lieferanten sollte man zukünftig zusammenarbeiten? Diese Frage stellt sich wohl jedes Systemhaus. Für uns war das ziemlich klar: Aus den frühen Kontakten zur Firma DEC und dem Bekanntheitsgrad der Kooperationsgemeinschaft SM3/SM4 ergaben sich für unser Ingenieurbüro nach seiner Gründung stets volle Auftragsbücher für Schulungen und Consultings.

Die Firma DEC hat dann in den Jahren 1992-1994 seinen Vertrieb vom Direktvertrieb komplett auf den Indirektvertrieb umgestellt. Jeder Vertriebsmitarbeiter wurde zum Entrepreneur, der wie ein Unternehmer für sein Vertriebsgebiet voll eigenverantwortlich war. Der Umsatz seiner Partner zählte als sein Umsatz. Es gab also keine Konkurrenzsituation.

Damit passte alles. Wir kannten die Produkte und waren davon überzeugt. Die Vertriebsstrategie von DEC gab uns volle Entfaltungsmöglichkeiten. Wir strebten also eine Vertriebspartnerschaft mit Digital Equipment an.

Herr André Beck war dann 1995 unser erster Mitarbeiter, der in ein digital-Schulungszentrum fuhr, die Schulungen absolvierte und die Prüfung als zertifizierter Netzwerkspezialist erfolgreich bestand. Damit war die Firma als Systemhaus auf dem Gebiet der Netzwerktechnik akkreditiert. Weitere Akkreditierungen für Speicher- und Serversysteme folgten.

1996

Unser erster Telekom TDN-Vertrag

Nach unserem ersten Auftritt als Xlink-PoP in Dresden auf der Messe COMTEC ´94 wuchs das Interesse an unseren Internet-Dienstleistungen. Daher haben wir uns dazu entschlossen, am 22.08.1995 in den Konferenzräumen des TZDresden eine Fachveranstaltung zum Thema „Internet – Stand, Entwicklung, Anwendung und Probleme“ durchzuführen. Das Interesse war riesig. Wir hatten über 130 Teilnehmer aus mehr als 75 Einrichtungen. Mehr Kapazitäten gaben die Räumlichkeiten im TZDresden leider nicht her. Zur Veranstaltung kamen unter anderem auch 3 Teilnehmer der damals neu gegründeten Deutschen Telekom AG von der Dresdner Geschäftsstelle. Für sie war das Thema Internet noch weitgehend Neuland.

Daher sei es gestattet, an dieser Stelle noch einmal in die Historie zurückzublicken:

In den 1960-iger Jahren liefen unter Finanzierung durch die Advanced Research Project Agency (ARPA) an den amerikanischen Universitäten diverse Projekte zum Aufbau von Netzwerken. 1972 wurde durch die ARPA das Projekt Inter-Net (Netz zur Vernetzung von lokalen Netzen) ins Leben gerufen. Die ARPA wurde dann in DARPA (Defense Advanced Research Project Agency - Organisation für Forschungsprojekte der Verteidigung) umbenannt und damit lief alles unter einer wesentlich höheren Geheimhaltung. 1981 hatte man an der University of Southern California (USC) eine Definition der wesentlichen Protokolle (RFC 791 – IP, RFC 792 – ICMP und RFC 793 – TCP) entwickelt, die bis heute unverändert die Basis für den IPv4-Standard ist. Damit konnte man 1982 die erforderlichen Treiber in das Betriebssystem UNIX integrieren. Zu jener Zeit wurde auch das Konzept eines Routers für das IPv4-Protokoll auf Basis von PDP-11-Rechnern an der Stanford University in Palo Alto für das DARPA-Projekt erarbeitet.
Niemand glaubte damals, dass das amerikanische Militär das Internet (Arpanet) für die weltweite zivile Nutzung freigeben würde. So wurde 1982 von der European Unix Systems User Group (EUUG) das EUnet-Projekt zur Entwicklung eines eigenen europäischen Internets gegründet. Damit war EUnet das erste europäische Breitbandnetzwerk. Die EUnet Niederlande (später EUnet International) waren die ersten, die 1990 Internet-Zugänge an privatwirtschaftliche Firmen verkauften.
Auch viele andere große Player glaubten damals nicht an die Freigabe des Internets durch die amerikanischen Militärs bzw. das sich das Internet mal durchsetzen könnte. Wie CompuServe, MSN und AOL wollte auch die Deutsche Bundespost auf dem Markt der Online-Dienste mitspielen. So wurde ab 1977 der Online-Dienst BTX (Bildschirmtext) entwickelt, der ab 1982 in Österreich und ab 1983 auch in Deutschland eingeführt wurde. Diese frühen Online-Dienste hatten alle ihre eigenen Protokollwelten.
Da ab 1982-1984 die Protokolle des Internets, die Treiber für UNIX und die Routertechnologie in der weltweiten Ausbildung und teilweise auch in der privaten Wirtschaft zur Verfügung standen, drohte den amerikanischen Universitäten mit ihrem Arpanet die Isolation. Daher trennten die amerikanischen Militärs auf Druck der Universitäten den militärisch genutzten Teil des Arpanets als MILNET ab und gaben somit die Nutzung des Internets für die weltweite Forschung und Lehre frei.
Zu jener Zeit glaubte man noch in Europa an den Siegeszug der ISO/OSI-Protokolle. In den Prognosen des damaligen BMFT (Bundesministerium für Bildung und Forschung) ging man 1986 noch davon aus, das bis 1989, die am DFN angeschlossenen Rechner mit TCP/IP zunehmen und danach alle Rechner ab 1992 mit den OSI-Protokollen arbeiten werden (Quelle: Vortrag Prof. Zorn). Sein Fazit war „Qualität erfordert Zeit“ und so setzte sich schließlich doch bis heute die Internet-Protokollfamilie mit allen ihren Mängeln durch.
Als sich abzeichnete, dass sich das Internet als weltweite Kommunikationstechnologie durchsetzen werde und viele neue Player auf den Markt stürmen würden, hatte die Bundesrepublik mit der Deutschen Bundespost als Staatsunternehmen ein Problem. Es ist für die rasanten Marktentwicklungen nicht flexibel genug und es bedient sich für die Telekommunikationsleistungen der im Staatsbesitz befindlichen Leitungsinfrastruktur (inkl. des ehemaligen Volkseigentums der Deutschen Post der DDR). Es musste über eine Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes der Zugang für alle Unternehmen zu den bis dato im Staatsbesitz befindlichen Telekommunikationsinfrastrukturen geschaffen werden. Vor diesem Hintergrund wurde zum 01.01.1995 aus dem Direktionsbereich Telekom der Deutschen Bundespost die Deutsche Telekom AG als privatwirtschaftliches Unternehmen gegründet. BTX sollte ein Auslaufmodell und das Internet die Zukunft werden. Folgerichtig hat die Deutsche Telekom AG am 23.03.1995 ihr Autonomes System AS3320 beim RIPE registriert. Wir als Xlink-PoP operierten damals im Rahmen des von Xlink am 09.01.1993 registrierten Autonomen Systems AS517.

Zu unserer Fachveranstaltung am 22.08.1995 waren drei Mitarbeiter der Deutschen Telekom AG anwesend und begeistert. Sie wollten den PoP bei uns im Hause sehen und wir kamen ins Gespräch. Wir haben Know-How, Kundenkontakte und können flexibel auf die Anforderungen unserer Kunden eingehen. Sie, die Deutsche Telekom, hatten damals noch kein Internet-Produkt, nur Leitungen –  Standard-Festverbindungen. Wenn die Deutsche Telekom uns Leitungen zur Verfügung stellt, dann hat die Deutsche Telekom zusätzlichen Umsatz und wir können unsere Kunden mit allem Erforderlichen komplett aus einer Hand bedienen. Man betrachtete uns nicht als Konkurrent, sondern mehr als Partner.

Wir boten in der Folge unseren Kunden als Komplettpaket die Leitungen, den Internet-Access mit IP-Adressen und Domains sowie den Routern als Abschlussgerät an. Ab 1996 konnten wir alle Leitungen in einen TDN-Vertrag (Telekom Designed Network) mit einem deutlich besseren Support bündeln.

Win-Win-Situation als Basis des damaligen Partnermodells der Deutschen Telekom (Stand 2002)
Win-Win-Situation als Basis des damaligen Partnermodells der Deutschen Telekom (Stand 2002)

1996

Internet und sichere Stromversorgung

Wie bereits berichtet, begannen wir im Juli 1994 mit dem Aufbau des ersten Internet-PoPs in Dresden bzw. in Sachsen überhaupt. Im Oktober 1994 schlossen wir die ersten Kunden an das Internet an. Ende November 1994 kam es dann in Dresden-Süd zu einem Stromausfall, aber unsere Kunden hatten ihren Firmensitz in ganz anderen Stadtteilen und waren vom Stromausfall nicht betroffen. Sie zeigten durchaus Verständnis für den Vorfall, waren aber trotzdem nicht begeistert, dass sie das Internet zeitweilig nicht nutzen konnten. Wir mussten uns also mit dem Thema der gesicherten Stromversorgung beschäftigen. Da wir schon Geräte von Digital Equipment im Einsatz hatten, wurden wir auch bei dieser Firma fündig und kauften eine kleine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) mit einer Leistung von 3.000W.

1996 kamen wir in Kontakt mit der Fa. Exide Electronics und vertieften das Thema USV. Unserem Ansprechpartner haben wir stolz unsere USV gezeigt. Er war überrascht und sagte: „Das ist doch unsere Prestige 3000, die produzieren wir mit DIGITAL-Logo für Digital Equipment[1]“. Der Bann war gebrochen. Exide Electronics war damals ein führender Hersteller[2] von USV-Anlagen. Wir wurden folgerichtig im Oktober 1996 Exide Partner, denn, wenn wir eine gesicherte Stromversorgung benötigen, dann brauchen das auch unsere Kunden. So wurde Schritt für Schritt das Geschäftsfeld gesicherte Stromversorgungen bei der IBH aufgebaut.

1999 wurde das USV-Geschäftsfeld der Exide Electronics von der Powerware GmbH erworben. Für uns als Partner war es selbstverständlich, in unserem neuen RZ in den Geschäftsräumen im Technologiezentrum Dresden, die im Februar 2000 bezogen wurden, eine dreiphasige USV-Anlage Powerware 9305 mit einer Leistung von 25kVA einzusetzen. Mit dieser Anlage sammelten wir wichtige Erfahrungen und qualifizierten uns zum „3-Phasen-Partner der Powerware GmbH“.

Im November 2004 erwarb die Eaton Corporation aus Cleveland die Powerware GmbH, um vor allem die Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität[3] zu forcieren. So wurden wir Partner der Eaton Power Quality GmbH, die noch über ein Jahrzehnt von den Powerware-Entwicklungen geprägt wurde.

Wir sind seit 25 Jahren Partner von Eaton für USV-Lösungen für eine gesicherte Stromversorgung und seit 2003 Partner für 3-Phasen-Anlagen und haben schon Projekte im Bereich bis zu 600kVA realisiert.

Da am Markt zunehmend eine deutliche Diversifizierung in allen Produktbereichen zu beobachten ist, hatten wir uns im Jahre 2017 entschlossen, als Alternative die Produkte des USV-Herstellers Riello Power Solutions SpA aus Italien in unser Produktportfolio mit aufzunehmen. Dies ist ein komplett unabhängiger europäischer Hersteller, ohne Fremdkapital. Bei der Aufnahme der Riello-Produkte in unser Portfolio entstanden natürlich erhebliche Synergieeffekte mit den Eaton-Produkten, wovon auch unsere Kunden profitieren.

[1] Powerware hat später auch USV-Anlagen für Compaq produziert. Eaton produziert heute noch bestimmte Modelle für Hewlett-Packard Enterprise (HPE).
[2] Mit der Patentierung des HotSync-Verfahren für den Aufbau hochverfügbarer Clustersysteme im Jahre 1997 setzte Exide Electronics neue Maßstäbe. Die HotSync-Technologie ist heute immer noch eine bewährte Technologie für große Clustersysteme.
[3] Bereits 1989 präsentierte Eaton den Prototyp eines Elektroautos.

1996

Gründung der IBH Prof. Dr. Horn GmbH

1995 wurden wir als Systemhaus von der Firma Digital Equipment zertifiziert. Glücklicherweise erhielten wir im Frühjahr 1995 von der Stadtsparkasse Dresden unseren ersten Kontokorrentkredit. Unsere „Ton-Topf-Story“ über die Stadtsparkasse hatte sich bis zum Vorstand herumgesprochen und wir erhielten eine persönliche Ansprechpartnerin.

Im November 1995 erhielten wir dann als Systemhaus unseren ersten Großauftrag. Der Auftrag beinhaltete ein OpenVMS-Cluster, bestehend aus einem AlphaServer 2100 mit 512MB Hauptspeicher, einem AlphaServer 1000 mit 192Mbyte Hauptspeicher und einem Speichersystem SW500 mit 7 Plattenspeichern zu je 4,3GByte sowie einer Management-Workstation AlphaStation 200. Alle Geräte enthielten den damals weltweit ersten 64-Bit-Mikropozessor Alpha 21064 von Digital Equipment. Im AlphaServer 2100 war der Prozessor bereits mit 275MHz und im AlphaServer 1000 mit 233MHz getaktet. Das Speichersystem StorageWorks SW500 enthielt einen ausfallredundanten Hierarchischen Storage Controller HSZ40 mit redundanten Anschlüssen Fast-Wide-SCSI-2 (20MByte/s, entspräche heute Serial Attached SCSI mit 200Mbit/s) und max. 10 Plattenshelfs, also mit max. 60 Platten zu 2,1GByte/s oder 4,3GByte/s. Damit war es das damals modernste am Markt erhältliche Clustersystem. Alle genannten Geräte sind mittlerweile im IBH-eigenen Museum ausgestellt. Der Auftragswert für das komplette Projekt betrug 349.935,- DM. Das war für uns nur dank des Kontokorrentkredits von der Stadtsparkasse Dresden realisierbar.

Im März 1996 bearbeitete unser Steuerberater den Jahresabschluss von 1995 und musste erstaunt feststellen, dass sich unser Umsatz mit 1.751.479,- DM gegenüber 1994 fast vervierfacht hat und das bei voller, uneingeschränkter Haftung der Familie des Firmeninhabers. Die Bilanzsumme lag in Folge der Investitionen bei 618.000,- DM und der Gewinn nach Abzug von Steuern bei 64.200,- DM.

Unser Steuerberater hat daher vorgeschlagen, die Personengesellschaft in eine GmbH umzugründen. Nach gründlicher Diskussion haben wir uns dann entschieden, das bisherige Ingenieurbüro für die freiberuflichen Tätigkeiten wie Unterricht, Schulungen und Beratungen weiterzuführen, aber die gewerblichen Tätigkeiten in eine GmbH umzugründen. Auf Grund der vorhandenen Sachwerte war eine Sachgründung mit einem Stammkapital von 100.000,- DM kein Problem. Nachdem alle Dokumente vorbereitet waren, wurde am 20.06.1996 die Gründung der „IBH Prof. Dr. Horn GmbH“ beim Notar besiegelt. Ein Stammkapital von 100.000,- DM sicherte eine gute Bonitätseinschätzung und ermöglichte auch größere Projekte umzusetzen. Da damals die Amtsgerichte überlastet waren, lagen unsere Dokumente über 3 Monate, so dass die Eintragung in das Handelsregister erst am 07.10.1996 erfolgte.

1997

Erste Bürger-Online-Konferenz zur Rentenreform mit Ministerpräsident Biedenkopf

Artikel der Sächsischen Zeitung vom 17.03.1997 über die Vorstellung des Rentenmodells von Dr. Kurt Biedenkopf
Am 17.03.1997 berichtete die Sächsische Zeitung über das Ereignis.

1995 wurde bekannt, dass in Bautzen ein Technologie- und Gründerzentrum (TGZ Bautzen) gegründet werden soll. Also, wenn wir die Möglichkeit der Versorgung von Mietern des TZDresden mit Internet haben, warum sollte man dann auch nicht die Mieter des TGZ Bautzen mit Internet-Diensten versorgen. Wir nahmen Kontakt mit der damaligen Geschäftsführerin des TGZ auf, mieteten einen Raum im ehemaligen Robur-Werk auf der Humboldtstr. 25 an und ließen uns ein paar ISDN-Anschlüsse von der Telekom schalten. Der Xlink-PoP Bautzen ging dann noch im August 1995 in Betrieb, zuerst mit einer ISDN-Wählverbindung nach Dresden und dann ab April 1996 auch mit einer Festverbindung Digital 64S2 (128kbit/s). In diesem Zuge wurde am 15.04.1996 unsere Leitung nach Chemnitz endlich auf 2Mbit/s geupgraded. Das war damals eine wahnsinnige Bandbreite, etwa vergleichbar mit einer heutigen Internet-Leitung mit 10Gbit/s Bandbreite. Übrigens, noch im Jahr 1996 ging auf der Heringstr. 19 in Bautzen (nach Abriss Neubau eines modernen Mehrfamilienhauses) mit unserer Unterstützung ein Internet-Café in einem damaligen Bistro in Betrieb. Es war wohl zu jener Zeit das erste Internet-Café im Bereich Dresden und Ostsachsen.

Ende 1996 gingen zwei weitere Xlink-PoPs in Zittau und Görlitz in Betrieb, die wir zusammen mit der Firma BWK aus Zittau in Arbeitsteilung betrieben. Die Aufgabenteilung ging mitten durch die PoPs. Die Kundenseite dieser PoPs wurde von BWK und die Internet-Seite von IBH gemanagt. Diese beiden PoPs hatten anfangs bereits eine 64kbit/s-Leitung nach Dresden. Beide PoPs erhielten dann ab Oktober 1997 ein Upgrade auf eine 2Mbit/s-Leitung. Damit hatte IBH in Dresden und Ostsachsen insgesamt vier PoPs. Das von Xlink für 1996 vorgegebene Umsatzziel konnten wir mit 122% erfüllen. Damit hat dann Xlink auch die Kosten der Leitungen zu den ostsächsischen PoPs zur Hälfte übernommen. Eine Standard-Festverbindung von Dresden nach Zittau kostete damals 5.582,- DM und nach Görlitz 5.763,- DM. Das erklärt natürlich unter anderem auch die damalige Tarifstruktur.

Im März 1997 war unser Internet-PoP auf der Gostritzer Str. 61 im TZDresden das einzige Objekt in Dresden, das eine 2 Mbit/s-Anschlussleitung an das weltweite Internet hatte. Darauf wurden Mitarbeiter der Sächsischen Staatskanzlei aufmerksam, als unser Sächsischer Ministerpräsident, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, seine Vorstellungen zu einer steuerfinanzierten Bürgerrente in einer Bürger-Online-Konferenz live im Internet diskutieren wollte. Keiner hatte Erfahrungen mit so einer Online-Konferenz, damals noch ohne Video, und sie durfte natürlich kein Reinfall werden. Mit anderen Worten, es wurde ein leistungsfähiger Internetzugang benötigt. Man klärte mit uns die technischen Möglichkeiten und wir klärten die Nutzung der Räume mit unserem Vermieter. Damit konnte für die Online-Diskussion der Beratungsraum in der Gelben Villa des TZDresden am Samstag, dem 15.03.1997, mit einem 2Mbit/s-Zugang zur Verfügung gestellt werden.

Schon Tage vorher kamen Sicherheitsexperten und Personenschützer und nahmen das Objekt unter die Lupe. Als feststand, dass die Sicherheit des Ministerpräsidenten gewährleistet werden kann, fand dann die erste Online-Diskussion eines Politikers in Deutschland mit seinen Wählern am Samstag, dem 15.03.1997 von 10.00 - 13.00Uhr, statt. Wir waren alle im Einsatz, um eventuelle unwägbare Risiken auszuschließen. Die Online-Diskussion wurde ein voller Erfolg. Auf die Bürgerrente, wie sie Herr Biedenkopf gern einführen wollte, warten wir jedoch bis heute.

1998

Das Ende von Digital Equipment

Wie bereits dargestellt, waren wir von den Produkten der Digital Equipment Corporation (DEC) überzeugt und Digital hatte in den Jahren 1992-1994 sein Vertriebskonzept komplett auf einen Indirektvertrieb und einen fairen Umgang mit seinen Partnern umgestellt. Das war für uns ausschlaggebend, eine Vertriebspartnerschaft mit Digital einzugehen.

Um die Ereignisse im Jahr 1998 besser verstehen zu können, sei ein kurzer Ausflug in die Historie gestattet:

Kenneth Harry „Ken“ Olsen (1926-2011) gründete 1957 in Maynard die Fa. Digital Equipment Corporation (DEC) zur Produktion von digitalen Komponenten für die Automatisierungstechnik. Schnell erkannte er, dass in der Automatisierungstechnik kleine, kompakte und robuste Computer, aber keine Großrechner benötigt werden. Mit der Entwicklung der PDP-1 im Jahre 1960 brachte er den ersten sogenannten „Minicomputer“ auf den Markt. Mit der PDP-11, dem erfolgreichsten 16-bit-Minicomputersystem aller Zeiten, wurde 1970 das Portfolio bereichert, das nur 1977 noch durch den ersten 32bit-Computer der VAX-Familie getoppt wurde. Die VAX-Modelle gehörten damals zur Standard-Ausrüstung aller amerikanischen Universitäten und Forschungsinstitute.

Als sich 1977 in den USA die Entwicklung von Personalcomputern andeutete, täuschte er sich sehr und war der Meinung "Es gibt keinen Grund, warum sich irgendjemand zu Hause einen Computer wünschen sollte." Digital kam folglich sehr spät mit eigenen PC-Entwicklungen auf den Markt und hatte damit wenig Erfolg.

Das sicherste Betriebssystem aller Zeiten, das VAX/VMS (ab 1992 OpenVMS), wurde federführend vom damaligen Chef-Architekten David Neil "Dave" Cutler gestaltet. Dave Cutler war schon seit 1970 an der Entwicklung des Betriebssystems RSX11-M für die PDP-11 beteiligt. Er wollte Mitte der 80-iger Jahre unbedingt ein modernes und sicheres Betriebssystem für Personalcomputer entwickeln. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten mit Ken Olsen und er wechselte 1988 zu Microsoft.[1] Dort durfte er einen neuen Kernel für PC-Betriebssysteme entwickeln, genannt HAL (Hardware Abstraction Layer). Da dies ein Inkrement von VMS war, nannte er den neuen Kernel WNT. Das Marketing von Microsoft machte dann später daraus Windows New Technology (Windows NT).

In den 80-iger Jahren hatte Digital teilweise über 126.000 Mitarbeiter weltweit. Ken Olsen versuchte dann der IBM den Platz 1 in der Computerbranche streitig zu machen. Es gab aber einen Misserfolg bei der Entwicklung der neuen Plattenspeicherfamilie (RA-90[2] etc.), den er durch einen neuen Mikroprozessor auf Basis der 64bit-Architektur kompensieren wollte. Der weltweit erste 64bit-Mikroprozessor Alpha 21064 wurde im Februar 1992 vorgestellt. Es war eine hervorragende Architektur, die die Herzen vieler Computerexperten höherschlagen ließ. Das ganze Projekt hatte nur einen Makel, die Anwender waren noch nicht so weit, dass sie tatsächlich eine 64bit-Architektur benötigten. Die 32bit-Architektur war noch lange nicht ausgereizt. Dazu war 1992 in den USA eine tiefe Rezession und die Softwarefirmen waren in dieser Situation nicht bereit, für ihre Produkte eine zusätzliche Distribution auf den Markt zu bringen. Mit anderen Worten, es gab schlichtweg keine Anwendungssoftware für die neuen Alpha-Server von Digital Equipment. Es war ein Flop und die DEC-Aktie stürzte tief in den Keller ab.

Nach 35 Jahren erfolgreicher Arbeit wurde der autokratische und trendresistente Ken Olsen im Juni 1992 auf einer Verwaltungsratssitzung entmachtet und durch Robert „Bob“ Palmer[3] abgelöst. DEC hatte im Geschäftsjahr 1992 2,8 Mill. Dollar Schulden angehäuft. Mit 66 Jahren hatte Olsen noch kein Konzept zur Regelung seiner Unternehmensnachfolge, so dass der Verwaltungsrat dies regeln musste. Palmer versprach das Unternehmen durch Restrukturierung zu retten, was vielen am Herzen lag, denn den DEC-Mitarbeitern wurde als Altersvorsorge ermöglicht, ihre jährlichen Gratifikationen in Digital-Aktien anzulegen.

Palmer‘s Konzept kurz zusammengefasst war „Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft und machen so Digital wieder profitabel“! Der Verwaltungsrat genehmigte 1993 seine Pläne, die u. a. beinhalteten:

  • Verkauf der Plattenspeicher- und Magnetbandsparte an die Quantum Corporation im Jahr 1994. Das Werk in Kaufbeuren wollte Quantum nicht übernehmen und wurde im April 1994 kurzer Hand geschlossen, obwohl es Ende der 80-iger Jahre auf die modernste europäische Plattenspeicher-Produktionslinie umgerüstet wurde.
  • Verkauf des relationalen Datenbanksystems Rdb an die Oracle Corporation im Jahr 1994.
  • Verkauf der alphanumerischen Geschäftsterminals (VT100 und Nachfolger) an Boundless Technologies im Jahr 1995
  • Verkauf der herstellerunabhängigen Netzwerk-Managementsoftware PolyCenter Netview, der einzigen Gemeinschaftsentwicklung von DEC mit IBM, an die Computer Associates im Jahre 1996.

Noch 1996 wurde Palmer klar, das Digital als eigenständiges Unternehmen keine Zukunft haben würde. Es war ein grundlegender Wandel in der Computerindustrie erkennbar, so dass bei dem Portfolio und der Unternehmensgröße DEC kaum wieder profitabel werden könnte und die IBM hatte seinerzeit ähnliche Probleme. Also versuchte er das Unternehmen als Ganzes zu verkaufen. Der CEO vom Compaq[4], Eckhardt Pfeiffer, hatte 1996 ein sehr erfolgreiches Jahr und bekundete diskret sein Interesse, aber das Portfolio war ihm zu umfangreich und der Kaufpreis zu hoch. Also verkaufte Palmer weiter bis Digital nur noch 60.000 Mitarbeiter hatte:

  • Verkauf von Druckersparte an GENICOM (1997)
  • Verkauf der Netzwerksparte an Cabletron (1997)
  • Verkauf der kompletten Halbleitersparte an Intel (1998) inkl. eines hochmodernen Halbleiterwerkes in Hudson (Feb 17), das erst 1994 modernisiert wurde. Mit dem Verkauf des Halbleiterwerkes wurde gleichzeitig der Patentstreit zwischen Digital und Intel beigelegt (Intel wurde beschuldigt, die Alpha-Patente illegal benutzt zu haben).

Danach war Pfeiffer 1998 bereit, 9 Mrd. Dollar zu zahlen.

Noch vor dem Verkauf musste Digital sich gegenüber der amerikanischen Regierung (insb. Verteidigungsministerium und Energieministerium) verpflichten, dass das OpenVMS mindestens für weitere 20 Jahre weiterentwickelt und unterstützt wird.

Für uns als Partner hatte dies praktisch keine Auswirkung, da Compaq die Vertriebs- und Serviceorganisation komplett übernahm. Die Verpflichtung gegenüber der amerikanischen Regierung, OpenVMS noch 20 Jahre weiterzupflegen, war für uns eine sichere Bank. Es wurden letztlich nur das Logo und der Unternehmensname getauscht, aber das geschah erst Ende des Jahres 1998. Die Intel-basierten Digital-Produkte verschwanden langsam und wurden durch die teils besseren Compaq-Produkte ersetzt. Aus der Digital Prioris und dem klassischen Compaq-Servern entstand in einer Art Symbiose die Proliant-Familie, die bis heute bei HPE sehr erfolgreich ist.

[1] In seiner Biografie von 2003 schreibt Dave Cutler, dass er im Sommer 1988 von Bill Gates angeworben wurde und im Oktober 1988 bei Microsoft mit dem neuen Betriebssystem für PC anfing. Obwohl er über 18 Jahre in verschiedenen leitenden Positionen bei Digital tätig war, erwähnt er Ken Olsen an keiner Stelle in seiner Biografie.
[2] Erstes Plattenspeichersystem auf Basis der Dünnschichttechnologie, 7 Disks in der 9“-Technologie, 1,216GByte per Drive
[3] Robert „Bob“ Palmer sammelte nach seinem Studium Erfahrungen bei Texas Instruments und war 1969 einer der Gründer des Halbleiter-Herstellers MOSTEK. 1985 wurde er von Ken Olsen zum Aufbau der DEC-eigenen Halbleiterfertigung in das Unternehmen geholt.
[4] Compaq (Compatibility und Quality) wurde 1982 in Texas als PC-Unternehmen gegründet. Der deutschstämmige Eckardt Pfeiffer war zuerst Chef der europäischen Niederlassung und wurde dann nach Texas geholt und machte Ende der 80-iger Jahren aus Compaq ein profitables Unternehmen.

1999

Cisco-Partnerschaft

Wie bereits erwähnt, erwarb Cabletron Systems 1997 die Netzwerk-Sparte von Digital Equipment. Cabletron selbst wurde 1993 in Massachusetts gegründet und widmete sich der Entwicklung von Netzwerk-Komponenten auf Basis der Ethernet-Technologien. In Partnerschaft mit Cisco Systems entwickelte Cabletron das Layer-3-Routing für Switches, was später Layer-3-Switching genannt wurde.

Auf den ersten Partnertreffen 1998/1999 in München wurde klar, dass Cabletron kein Interesse an den Netzwerk-Technologien und -Produkten (MultiSwitch 900) von Digital hatte, sondern nur ein Interesse an den Digital-Kunden. Das Dilemma war, dass die eingeschworenen Digital-Kunden kein Interesse an den Cabletron-Produkten hatten. Damit war uns klar, dass eine Partnerschaft mit Cabletron keine Zukunft haben kann und wir mussten uns am Markt neu orientieren.

Mit den Standard-Festverbindungen der Deutschen Telekom auf Basis des Protokolls X.21 setzten wir seit 1995 Router der Fa. Cisco Systems ein. Cisco Systems wurde 1984 von Leonard Bosack und Sandy Lerner in Stanford/Californien gegründet und war der „Pionier“ der Routertechnik. Cisco Systems kaufte in den Jahren 1993-1995 eine Reihe von Switch-Entwicklern auf, wie Crescendo Communications, Grand Junction Networks und Kalpana und vereinte deren Produkte unter dem neuen Cisco-Brand Catalyst. Letztlich führten diese Entwicklungen dazu, dass Cisco Systems sich am Markt als der Netzwerk-Hersteller Nummer 1 etablieren konnte.

Folglich beschlossen wir noch 1999 eine Partnerschaft mit Cisco Systems aufzubauen. Wir waren in der Notwendigkeit, unseren Backbone mit Routing und Switching neu aufzubauen und zu erweitern. Wir beschlossen also damals, die neuen Switches Catalyst 35xx und die Router Cisco 7200 dafür einzusetzen, was für unsere Mitarbeiter in Ergänzung zu den Trainings eine gute Schule war. Bis heute sind Cisco-Produkte und -Technologien ein wichtiger Bestandteil der Geschäftsfelder von IBH.

Dass wir mit unserer Einschätzung von Cabletron richtiglagen, zeigte sich bereits im Jahre 2000, als Cabletron ins Schlingern kam und reorganisiert werden musste. Es wurden drei neue Firmen gegründet: Enterasys Networks, Riverstone Networks und Aprisma Management Technologies. Enterasys Networks übernahm die Switching-Produkte und wurde 2013 an Extreme Networks verkauft. In dieser Situation schlossen sich 130 ehemalige DEC-Mitarbeiter zusammen und kauften die Rechte an den Digital-Network-Produkten zurück. Aber durch die rasante Standardisierung der Ethernet-Technologien hatte dieser Versuch keine Nachhaltigkeit und die neu gegründete Digital Networks Inc. verschwand 2006 wieder.

Cisco Systems hat sich im Nachgang als eine gute Wahl herausgestellt, denn Cisco Systems ist in den letzten 2 Jahrzehnten immer die Nummer 1 unter den Netzwerk-Herstellern gewesen und hatte teilweise einen Marktanteil von über 50%. John T. Chambers war von 1995 bis 2015 der Präsident und CEO von Cisco Systems. Er hatte es geschafft, in dieser Zeit eine gut organisierte Leitungsinfrastruktur aufzubauen. Er hatte an seiner Seite 5 Executive Vice Präsidenten, wobei jeder wieder 5 Senior Vice Präsidenten anleitete und jedem Senior Vice Präsidenten unterstanden wieder 5 Vice Präsidenten. Bei dieser straffen Organisation und den ausreichend vorhandenen Führungskräften hatte der Führungswechsel 2015 mit der Übergabe der Unternehmensleitung an Chuck Robbins letztlich keine negativen Auswirkungen auf das Unternehmen.

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2000

Störfreimachung von KPNQwest

Wie bereits ausgeführt, erwarb Anfang Februar 1999 die Qwest Communications International Inc. die Anteile der Bull Deutschland GmbH an der Xlink Internet Service GmbH. Qwest brachte umgehend seine neu erworbenen Anteile an der Xlink Internet Service GmbH in das Joint Venture KPNQwest ein. Damit wurde die Xlink Internet Service GmbH quasi „über Nacht“ eine „KPNQWEST Company“.      

Die Vorteile der neuen Entwicklung hatte man uns, den 65 Xlink-PoPs in Deutschland, damit angepriesen, dass wir einen deutlich besseren Zugriff auf die gesamte KPNQwest-Infrastruktur hätten und auch die Produkte der KPNQwest vermarkten können. Die Kritiken an der ungenügenden Performance des Xlink-Backbones in Deutschland verstummten damit nicht, sondern wurden eher lauter. Auf dem PoP-Treffen in Karlsruhe am 10.08.1999 herrschte dazu Schweigen. Der Geschäftsführer der Xlink Internet Service GmbH schöpfte seine Vortragszeit nicht aus und gab auch keine Ausblicke auf die zukünftigen Entwicklungen und Strategien. Er verschaffte uns damit mehr Freiraum zur Betrachtung der Sonnenfinsternis. Das Einzige, was stimmte, war das Timing mit der Sonnenfinsternis, die am Vormittag ab 11:30 Uhr in Deutschland am besten in Karlsruhe zu sehen war.

Am 16.09.1999 fand in Schkeuditz ein Treffen des PoP-Beirats statt, auf dem der neue Prokurist von Xlink, Herr Peter Fritz, den Vorschlag unterbreitete, das nicht mehr zeitgemäße PoP-Betreibermodell mit den entsprechenden PoP-Betreiberverträgen durch neue IVP-Verträge (Internet Verbund Partner) abzulösen. Konkrete Vorstellungen dazu gab es noch nicht, aber das PoP-Betreibermodell sollte zum 15.01.2000 beendet werden.

Nach vielen Diskussionen gab es am 08.11.1999 einen ersten Vorschlag für einen IVP-Vertrag, der erst einmal von allen PoPs abgelehnt wurde. Es war auch keine richtige Zeit dafür, das Problem schnell zu lösen. Die Hauptknackpunkte waren, dass die PoPs die Xlink-Produkte auf eigenen Namen und auf eigene Rechnung verkaufen und ihren Status als Handelsvertreter mit Gebietsschutz aufgeben sollten.

Man darf dabei nicht vergessen, dass wir, die PoPs, vor einer Herausforderung standen: den Jahrtausendwechsel (Y2K). In allen Software-Produkten wurde im vorigen Jahrhundert das Datum in der Regel im Format dd-mm-yy dargestellt. Um Y2K-konform zu sein, musste zum Jahrtausendwechsel auf das Format dd-mm-yyyy umgestellt werden. Wir bekamen von Xlink die Auflage bis zum 30.09.1999 ein Y2K-Audit durchzuführen und gegenüber Xlink nachzuweisen, dass die gesamte eingesetzte Software (auch die Firmware in den Switches und Routern), die für den Betrieb des PoPs wichtig ist, nach dem Jahrtausendwechsel weiter funktionieren wird. Es mussten von den Herstellern entsprechende Zertifikate eingeholt und gegebenenfalls Patches eingespielt werden. An die USV hatten wir gedacht, aber am 30.12.1999 fiel uns plötzlich ein, dass wir nicht an die Klimaanlagen gedacht hatten. Crasht die Software mit dem Jahrtausendwechsel und fallen die Klimaanlagen dann aus? Wir saßen am 31.12.1999 mit einem Glas Sekt vor unseren Monitoren und beobachteten, was passieren würde. Was hatten wir möglicherweise übersehen? Unser PoP funktionierte problemlos weiter, aber der ein oder andere Kunde hatte durchaus ein Problem.

Mit der Diskussion der IVP-Vertragsentwürfe wurde uns klar, dass das Wichtigste, was Xlink ausmachte, die eingeschworene Gemeinschaft von über 65 PoPs war, die den Status eines Handelsvertreters hatten und gleichzeitig für Xlink den jeweiligen PoP betrieben. Das war etwas, was Großkonzerne wie KPN und Qwest nicht verstehen konnten und genau das sollte liquidiert werden. Michael Rotert, der damalige Geschäftsführer von Xlink, wollte die Auswirkungen der neuen Strategie für die PoPs lindern. Im Dezember 1999 trat er als Geschäftsführer zurück. In der Computer Woche vom 21.12.1999 hieß es: „Michael Rotert, Geschäftsführer des Karlsruher Internet-Providers  Xlink, zieht sich im Rahmen der vollständigen Eingliederung seines Unternehmens in die Mutter KPN-Qwest aus dem operativen Geschäft  zurück. Er soll künftig als Senior Vice-President wissenschaftlich für das Unternehmen tätig sein.“

Der Plan von Xlink war, die C-Kunden sollten sofort an den jeweiligen PoP abgegeben werden. Der PoP kauft dazu die Internet-Leistungen bei Xlink ein. Die A- und B-Kunden verbleiben bei Xlink, wofür der PoP dann Colocation-Services für Xlink erbringt. Nach 12 Monaten darf der PoP die B-Kunden übernehmen, aber die A-Kunden verbleiben unantastbar bei Xlink.

Es wurde letztlich eine Einigung mit Xlink gefunden und unser PoP-Betreibervertrag wurde zum 15.03.2000 gekündigt. In der Folge wurde ab dem 05.05.2000 die Xlink Internet Service GmbH in KPNQwest Germany GmbH umfirmiert. Damit wurde das Kapitel „PoP-Betreiberverträge“ vor der Umfirmierung geklärt.

Das erste, was dann die neue Firma zu tun hatte, war die Kündigung der Internet-Verträge mit den C-Kunden. Diese waren natürlich irritiert und wir mussten den über 90 Kunden erst einmal erklären, dass der Internet-Zugang nicht abgeschaltet wird, sondern, dass sie über uns selbstverständlich weiter versorgt werden, denn das Vertragsverhältnis sollte „nur“ an uns übergehen.

Das alte PoP-Betreibermodell funktionierte also nicht mehr. Wenn wir eine Perspektive als Internet-Provider haben wollen, dann müssen wir uns von Xlink unabhängig machen und selbständiger Provider mit allen Rechten und Pflichten werden. Folgerichtig stellten wir am 05.05.2000 einen Antrag an das RIPE NCC in Amsterdam auf Mitgliedschaft (NEW-LIR), dass dies genau an dem Tag war, an dem Xlink zu existieren aufhörte, war reiner Zufall.

Am 06.06.2000 wurden wir offiziell RIPE-Mitglied, erhielten unser Autonomes System AS15372 mit der Zuweisung eines IP-Adressraums (/19) und waren somit LIR-Partner (Local Internet Registry). Damit konnten wir unseren Kunden entsprechend den RIPE-Richtlinien selbständig IP-Adressräume zuweisen.

Da ein Autonomes System mindestens zwei unabhängige Uplinks zum amerikanischen Backbone haben muss, waren wir bereits Ende April mit der Telekom über einen WWT-Vertrag (World Wide Transit) in Verhandlung. Diesen Uplink zum AS3320 (DTAG) bestellten wir am 04.05.2000 und erhielten den WWT auf Basis einer 2Mbit/s-Leitung am 11.07.2000. Unser erster Uplink, über den wir die Xlink-Kunden bedienten, war ja über das AS517 (Xlink) vorhanden.

Für den 27.07.2000 hatten wir ein BGP-Training (Border Gateway Protocol) eingekauft, als Unterstützungsleistung für das korrekte Konfigurieren unseres Autonomen Systems. Am 04.08.2000 lief dann unser Autonomes System mit BGP-Routing über die Telekom und über Xlink für unsere eigenen IP-Adressen und ein Policy Based Routing für die Kunden mit Xlink-IP-Adressen. Das war nun die Basis dafür, dass wir erst einmal alle Kunden weiter bedienen und auch nach und nach auf unsere eigenen IP-Adressen umstellen konnten. Dies war für alle Kunden mit einem gewissen Aufwand verbunden, wobei wir die A- und B-Kunden erst einmal nicht anfassen durften.

Unabhängig vom IP-Adressproblem und dem Routing stand noch das Problem der Domainnamen, die wir ebenfalls seit 1994 über Xlink registriert hatten. Die Domainverwaltung kann man zu einem beliebigen anderen Partner umziehen, aber günstig wäre, wenn wir das selbst machen würden. Also stellten wir im August 2001 einen Antrag an die deutsche Registry, der DENIC e.G. in Frankfurt/Main, auf Mitgliedschaft in der Genossenschaft. Nach Einzahlung unseres Genossenschaftsanteils im Oktober 2001 wurden wir dann mit Wirkung zum 01.12.2001 das DENIC-Mitglied 192. Damit konnten wir alle .de-Domains von Xlink zu uns direkt übernehmen. Betreffs der ausländischen und generischen Domains (.com, .net, .org, .ch etc.) gingen wir eine Partnerschaft mit der Knipp Medien und Kommunikation GmbH in Dortmund ein, die für uns den direkten Kontakt mit den vielen weltweiten Registries gehalten hat.

Am 06.06.2020 waren wir 20 Jahre RIPE-Mitglied und lokale Internet-Registry. Am 01.12.2021 sind wir dann auch 20 Jahre Mitglied in der DENIC-Genossenschaft.

2002

Mit HP beginnt eine neue Ära

Eckhardt Pfeiffer wurde 1991 Präsident und CEO von Compaq. Unter seiner Leitung wurde Compaq ein sehr profitables Unternehmen und konnte 1995 und 1996 sehr gute Ergebnisse erzielen. So kaufte er 1997 für 3 Mrd. US-Dollar die Tandem Computers Inc., die mit ihrer Baureihe NonStop erstmals besonders fehlertolerante Serversysteme auf den Markt gebracht hatte. Dann kaufte er 1998 für 9,6 Mrd. US-Dollar die Digital Equipment Corporation (DEC), wie bereits ausgeführt.

Mit diesen Zukäufen hatte Pfeiffer kein glückliches Händchen bewiesen. Zwar wurde Compaq zum weltgrößten Hersteller von PC´s, aber es prallten Kulturen aufeinander. Die Belegschaft wuchs innerhalb von wenigen Monaten auf fast das Vierfache. Diese drei Unternehmen zu integrieren war nahezu unmöglich.

Im gleichen Jahr nach der Übernahme von DEC durch Compaq hatte Microsoft beschlossen, ihr Betriebssystem Windows NT nicht mehr für Computer mit dem 64bit-Alpha-Prozessor weiter zu entwickeln. Heute muss man feststellen, dass diese Entscheidung der Anfang vom Niedergang der Alpha-basierten Systeme war.

Dazu hatte Compaq 1998 mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Es entwickelte sich zeitgleich eine starke Konkurrenz durch die Dell Technologies. Infolge dieser Probleme und der Auswirkungen der Dotcom-Blase hatte Compaq 6 Quartale in Folge hohe Verluste eingefahren. Als im April 1999 die Compaq-Aktie um fast 50% gefallen war, wurde Pfeiffer als Präsident und CEO abgelöst. Neuer CEO wurde Michael Capellas[1].

Aber in Folge der Dotcom-Blase und der ständig wachsenden Konkurrenz von DELL konnte Capellas nicht wieder an die früheren wirtschaftlichen Erfolge anknüpfen. Im Juni 2001 wurde DELL erstmals Marktführer bei PC-Systemen. So musste Capellas das Unternehmen schlanker machen und noch 2001 wurden weltweit 12% der 70.000 Mitarbeiter entlassen. Schließlich bahnte er den Verkauf des Unternehmens an die Hewlett-Packard Company (HP) an. Einige der größeren HP-Aktieninhaber, u.a. auch Walter Hewlett, der Sohn des Firmengründers, sprachen sich öffentlich gegen den Kauf aus und bekämpfte die Fusion. Nach 8 Monaten Verzögerung setzte sich dann CEO Cara Carleton „Carly“ Fiorina durch. Der Aufkauf von Compaq wurde schließlich am 03.05.2002 für 24,2 Mrd. US-Dollar vollzogen.

HP „erbte“ damit von Compaq:

  • Die Service- und Vertriebsorganisation von DEC mit dem führenden Partnermodell.
  • Eine moderne PC-Fertigung mit einem hochqualifizierten Entwicklerteam.
  • Die hochmoderne Compaq ProLiant-Serverfamilie, die aus der Zusammenführung der Digital Prioris-Familie mit den Compaq-Servern SystemPro entstanden ist, auf Basis der Intel-Prozessoren, später auch mit AMD-Prozessoren.
  • Die Alpha-Server-Familie auf Basis des modernsten 64bit-Prozessors mit den Betriebssystemen OpenVMS und UNIX Tru64 als zweite strategische Serverfamilie. Mit dem Auslaufen der Produktion des Prozessors Alpha 21064 wurden diese Systeme auf den Itanium2-Prozessor[2] IA64 umgestellt. Aktuell gibt es nur noch Itanium2-Server mit dem Betriebssystem HP-UX 2020.
  • Die NonStop-Architektur von Tandem-Computers inkl. Entwicklung, Fertigung und Kunden. Die Fa. Tandem Computer wurde 1974 von einer Gruppe ehemaliger HP-Ingenieure gegründet. Nach 28 Jahren wurde damit diese Entwicklung in die HP zurückgeholt. 2005 erfolgte die Umstellung auf den Itanium2-Prozessor. Die HP Integrity NonStop war bei HP die dritte strategische Serverfamilie und wurde ebenfalls bis heute gefertigt.
  • Die Verpflichtung, das Betriebssystem OpenVMS mindestens noch bis 2018 weiter zu pflegen. Aktuell gibt es keine Anzeichen, dass sich HP (seit 2015 HPE) von dieser Verpflichtung zurückziehen will. Auch das US-amerikanische Verteidigungsministerium nutzt offensichtlich immer noch das Betriebssystem OpenVMS. Es gilt nach wie vor als das Betriebssystem, das vor äußeren Angriffen vergleichsweise sicher ist.
  • Die Digital Equipment Computer User‘s Society (DECUS).

DECUS wurde im März 1961 von Edward Fredkin gegründet, einem der ersten Nutzer einer PDP-1. Er hatte einen Assembler für die PDP-1 geschrieben und wollte auf diesem Weg den Assembler weiterverbreiten und einen Erfahrungsaustausch für die Weiterentwicklung anregen. DEC griff den Gedanken des Erfahrungsaustausches auf, unterstütze DECUS und nutzte DECUS aktiv für die Geschäftsförderung[3].

Die LUG Germany, DECUS München e.V., wurde als Verein nach dem deutschen Vereinsrecht im Oktober 1978 gegründet.

Generell hielt sich das Interesse von HP an der DECUS in Grenzen und die finanzielle Unterstützung wurde immer mehr eingedampft. Aber DECUS stand für eine eingeschworene Gemeinschaft von Benutzern der Digital- und Tandem-Technologien[4]. Es wurde alles bis hin zur Auflösung der DECUS diskutiert.

Auf der turnusmäßigen Mitgliederversammlung von DECUS München e.V. am 4. Juni 2008 wurde ein neuer Vorstand gewählt, denn die Mehrheit der Mitglieder wollte keine Auflösung. Aber es wurde eine Umbenennung in CONNECT Deutschland e.V. beschlossen, da parallel dazu in den USA die Connect Community als eine „Independent Hewlett Packard Technology User Community“[5] etablierte.

HP stellte also in Folge des Compaq-Deals sein Vertriebskonzept komplett um und hat bis auf wenige Großkunden ein ausschließliches indirektes Vertriebsmodell. Der faire Umgang mit Partnern – trotz aller Höhen und Tiefen –  war auch immer die Grundlage unserer Partnerschaft mit HP, die zu einer erfolgreichen Entwicklung unserer Firma in den letzten Jahren führte.

[1] Michael David Capellas war nach seinem Studium CEO bei der First Data Corporation und der Serena Software, bevor er 1998 bei Compaq eingestellt wurde. Nach dem Zusammenschluss mit HP war er für ein knappes Jahr Präsident von HP. Danach war er als CEO bei MCI Worldcom und verantwortete 2006 den Verkauf an Verizon. Später war er u. a. auch für Cisco Systems tätig.
[2] HP hatte nach dem Compaq-Deal das Alpha-Entwicklerteam und das Entwicklerteam für den HP-eigenen RISC-Prozessor HP-PA (Precision Architecture) an Intel zur Entwicklung des Itanium2-Prozesors übergeben. Im Mai 2017 wurden die letzten Itanium-Prozessoren der Serie 9700 (Kittson) vorgestellt. Da HPE offensichtlich der einzige Hersteller von Itanium-basierten Computern war, hatte Intel angekündigt, die Lieferung von Itanium-Prozessoren zum 29.07.2021 einzustellen. Das Betriebssystem OpenVMS soll noch bis Ende 2024 und das Betriebssystem HP-UX bis Ende 2025 weiter gepflegt werden.
[3] Diese Rolle der DECUS für die Geschäftsentwicklung lies Ken Olsen mal zu der Aussage verleiten, dass man kein Marketing benötigen würde. Das fehlende Marketing war eines der Probleme in den 90-iger Jahren.
[4] Während der Compaq-Zeit wurden auch die Tandem NonStop Benutzer integriert.
[5] Heute: Independent Hewlett Packard Enterprise Technology User Community, www.connect-community.org, aktuell ca. 70.000 Mitglieder weltweit.

2002

Insolvenz von KPNQwest

Die Kündigung der PoP-Betreiberverträge im Frühjahr 2000 führte erst einmal zu Verlusten bei der KPNQwest Germany GmbH, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass zahlreiche frühere Xlink-PoPs sich von einer Zusammenarbeit mit KPNQwest zurückgezogen hatten. So wurden auch im Sommer 2001 über 70 Stellen bei KPNQwest Germany gestrichen.

Zur Sanierung der KPNQwest Germany holte man im September 2001 Herrn Michael Müller-Berg [1] als neuen Deutschland-Chef von KPNQwest an Bord, wobei die größeren Probleme nicht bei der deutschen Tochter lagen.

Die von KPN eingebrachten Euro-Ringe wurden 2001 auf eine Länge von über 15.000 km ausgebaut. Der Verlust des Joint Ventures stieg jedoch im Jahr 2001 bis zum Oktober bereits auf über 132 Mill. Euro an.

Um den Ausbau der Euro-Ringe zu beschleunigen, erwarb die KPNQwest im Oktober 2001 trotz ihrer Verluste von der GTS [2] (Global TeleSystems Inc.) den europaweiten Internet-Backbone EBONE [3] (European backBONE) mit über 10.000 km Glasfaserleitungen inklusive des gesamten Europa-Geschäfts. Der Betrieb des EBONE [4] war 1999 an die GTS verkauft worden.

Die finanziellen Schwierigkeiten spiegelten sich aber auch bei der KPNQwest Germany GmbH wieder. Am 15.02.2002 hatte die KPNQwest Germany GmbH bei uns offene Rechnungen in Höhe von über 31.000,- EUR. Wir haben folglich Herrn Müller-Berg mitgeteilt, dass wir nach mehreren erfolglosen schriftlichen Mahnungen die Versorgung seiner A- und B-Kunden mit IP-Dienstleistungen einstellen werden, wenn es bis zum 18.02.2002, 15:00 Uhr, seinerseits keine Reaktion geben sollte.

Parallel dazu haben wir mit den betroffenen Kunden über die Umstellung ihrer Verträge gesprochen und Ihnen empfohlen, ihre Verträge bei der KPNQwest zu kündigen. Natürlich ist damit die Umstellung auf unsere IP-Adressen verbunden, was bei den meisten Kunden doch recht aufwändig war. Zum Glück hatte KPNQwest die Außenstände zeitnah beglichen, so dass wir die Kunden nicht abschalten mussten.

Am 15.05.2002 veröffentlichte die Financial Times, dass KPNQwest das Jahr 2001 mit einem Verlust von 266 Mio. Euro abgeschlossen hat, dass aber das Unternehmen „derzeit nicht erwäge, durch ein Insolvenzverfahren Gläubigerschutz zu suchen“ und „Ohne weitere Unterstützung durch Investoren und Aktionäre reiche die Finanzdecke für das laufende Jahr nicht aus.“ Da gingen natürlich bei uns alle Alarmglocken an und wir haben mit Hochdruck an der IP-Adressumstellung bei unseren Kunden gearbeitet.

Am 31.05.2002 um 18:30Uhr wurde als erster Vorbote der kommenden Ereignisse das Netzwerk der KPNQwest Niederlande abgeschaltet. Das hatte im Prinzip auf uns erst einmal keine Auswirkungen, aber wir arbeiteten weiter an der Umstellung unserer Kunden auf unsere IP-Adressen.

Am 19.06.2002 hatten wir glücklicherweise den letzten unserer Kunden auf unsere IP-Adressen erfolgreich umgestellt.

Am 26.06.2002 um 12:00 Uhr schaltete überraschend – zumindest für uns –  das AMS-IX [5] in Amsterdam das Peering mit KPNQwest ab.

Am 02.07.2002 erfolgte danach die Abschaltung des AS1755, des EBONE, womit ein erheblicher Teil der europäischen Internet-Provider nicht mehr oder zumindest nicht mehr performant erreichbar waren.

Am 19.07.2002 um 11:00 Uhr wurde schließlich das AS286 von KPN International abgeschaltet. Damit war im Prinzip das AS517, das (ehemalige) Autonome System von Xlink, isoliert. Am 24.07.2002 wurde schließlich der Shutdown aller Netze von KPNQwest eingeleitet. Folglich hingen damit u. a. über 1 Mio. Strato-Kunden in der Luft.

Es entzieht sich sicher unseres heutigen Vorstellungsvermögens, das innerhalb von 7 Wochen insgesamt 2 Drittel des europäischen LWL-Netzes abgeschaltet wurden. Am 19.08.2002 wurde letztlich das Insolvenzverfahren eingeleitet. Dies ist die bis heute größte Insolvenz im Bereich des Internet-Providing. Eine Ursache für diese Insolvenz sieht man auch im Platzen der Dotcom-Blase.

Da uns zwei Uplinks zum Internet über das AS517 (ehemals Xlink, dann KPNQwest) und über das AS3320 (Deutsche Telekom) bei einer möglichen negativen Entwicklung bei KPNQwest zu „wacklig“ erschien, nahmen wir mit Cable&Wireless [6] (C&W) Kontakt auf. Im Ergebnis konnten wir einen dritten Uplink zum AS1273 Mitte Februar 2002 in Betrieb nehmen. Nach der Abschaltung des AS517 durch KPNQwest hatten wir also noch zwei stabile, performante Uplinks zum Internet. Somit spürten unsere Kunden nichts von der Insolvenz, außer dass vielleicht einige Kunden oder Webserver über einige Wochen nicht erreichbar waren.

Leider hat sich im Jahre 2004 Cable&Wireless in Mitteleuropa aus der Fläche zurückgezogen und nur noch paneuropäische Magistralen bedient. Aber in der Zwischenzeit hatten wir Uplinks/Peerings mit weiteren Providern, wie QSC [7], Lambdanet [8] und DDKOM [9] aufgebaut.

[1] Michael Müller-Berg war nach seinem BWL-Studium zunächst Geschäftsführer bei einer VEBA Konzerntochter und begleitete danach für 5 Jahre die Position des Sales Managers bei VIAG Interkom, bevor er dann zum September 2001 Senior Vice President und Managing Director von KPNQwest Germany wurde.
[2] Die Global TeleSystems Inc. wurde 1983 in Arlington, Virginia, gegründet.
[3] Das EBONE-Konsortium wurde auf dem RIPE-Treffen in Genf im September 1991 gegründet und das EBONE-Netzwerk ging 1992 in Betrieb.
[4] Zum Betrieb des EBONE wurde 1996 die EBONE Ltd. in Dänemark gegründet. Im Jahr 2000 wurden vom EBONE über 100 Provider mit IP-Transit bedient. 1999 hatte dann die GTS die EBONE Ltd. zu 100% übernommen.
[5] Das AMS-IX in Amsterdam ist neben dem DECIX in Frankfurt/Main der größte Internet-Knoten für den Austausch der Internet-Pakete zwischen den Providern in Europa.
[6] Cable&Wireless ging aus der 1850 in Liverpool gegründeten English and Irish Magnetic Telegraph Company hervor. 1866 wurde bereits das erste transatlantische Kabel verlegt. Nach der Fusion mit Marconi’s Radio Business im Jahre 1929 erfolgte 1934 die Umbenennung in Cable&Wireless.
[7] Die QSC gliederte 2017 das gesamte Telekommunikationsgeschäft in ihre bereits 2006 gegründete Tochtergesellschaft Plusnet aus und verkaufte diese 2019 an die EnBW.
[8] Lambdanet wurde 2011 von der EUnetworks aufgekauft.
[9] Die DDKOM wurde 2001 von der Tropolys-Gruppe gekauft, firmierte aber als DDKOM bis zum Verkauf der Tropolys-Gruppe an die Versatel im Jahre 2006 weiter. Mit der Liquidation des AS13270 der DDKOM durch Versatel endete das Peering im Jahre 2010, das wir später durch ein leistungsfähiges Uplink mit der envia TEL ersetzt haben.

2004

Voice over IP – die Technologie der Zukunft

Mit der analogen Telefonie, die sich seit über hundert Jahren entwickelt hatte, kannten wir uns aus, obwohl es für den Bürger in der DDR keine Telefonanschlüsse gab. Das Dilemma war, dass die Häuser in den Neubaugebieten in den 80er Jahren komplett für die Telefonie vorbereitet gebaut wurden, aber es gab keine Vermittlungskapazität. Mit der Wende wurden vielfach Container mit Vermittlungsstationen aufgestellt und jeder der wollte, konnte einen Telefonanschluss erhalten.

Folglich schossen nach der Wende Firmen für den Vertrieb und die Installation von Telekommunikationsanlagen und -geräten wie Pilze aus dem Boden. Ab 1993 kam dann die ISDN-Technologie auch in Sachsen dazu. Wir realisierten in den Jahren 1994 und 1995 Internet-Zugänge im Wesentlichen auf der Basis von analogen Telefonanschlüssen bzw. von ISDN-Anschlüssen. Da die Anschlüsse für den Internet-Router meist durch die installierten Telefonanlagen bereitgestellt wurden, mussten wir uns auch tiefgründig damit auseinandersetzen. Um den Herstellern der Telefonanlagen fehlerhafte Implementierungen nachzuweisen, mussten wir uns ein ISDN-Testgerät, den sogenannten „ISDN-Knochen“, kaufen. Das waren für uns jedoch keine hinreichenden Gründe, in das Telefonie-Geschäft einzusteigen.

Seit 1996 wurde bei der ITU-T an Empfehlungen für die Migration von ISDN auf das paketvermittelte Internet gearbeitet. Ab 2000 stand eine ausgereifte, implementierungsfähige Empfehlung H.323[1] unter dem Titel „Packet-based multimedia communications systems“ zur Verfügung. Dieser Standard war die Grundlage für die neue Technologie Voice over IP, wobei man die Empfehlung richtigerweise als „ISDN over IP“ bezeichnen müsste.

Cisco Systems und auch andere Unternehmen begannen etwa ab 2001 mit der serienmäßigen Produktion von VoIP-Telefonanlagen und -Telefonen. Diese Entwicklung hatte zum Ziel, die Internet-Technologie als universelles Multi-Service-Netzwerk einzusetzen. Auch große Carrier kündigten an, die Migration aller Dienste auf IP im Zeitraum bis 2020 zu realisieren.

Als Internet-Provider und Netzwerk-Spezialisten war uns klar, dass wir uns dieser Entwicklung nicht entziehen können. Wir schauten uns auf dem Markt um. Das Angebot von Cisco Systems machte einen abgerundeten Eindruck und Cisco Systems wollte uns als ihren Partner beim Kauf von Demo-Equipment unterstützen.

Damit fiel unsere Entscheidung zu Gunsten von Cisco Systems und wir kauften im Frühjahr 2003 eine Grundausstattung als Demo-Equipment. Die Zielstellung war für uns die Einarbeitung in diese neue Technologie, um diese dann als Highlight auf der COMTEC 2003 zu präsentieren. Die Einarbeitung war für unsere Mitarbeiter sehr komplex, wurde aber auf der COMTEC mit großem Interesse belohnt.

Also beschlossen wir, die Telefonie in unserer Firma auf VoIP umzustellen. Glücklicherweise lief unser Mietvertrag von der Telekom für die TK-Anlage Octopus zum 31. Mai 2004 aus. Daher kauften wir fehlende Komponenten nach und führten am 28. Mai 2004 in der Zeit von 15:00 Uhr bis 21:00 Uhr eine harte Migration durch. Zum Einsatz kamen:

  • ein Router Cisco 3745 (8 x ISDN, 8 x analog)
  • ein Call Manager 7815
  • ein Switch 3550-24-PWR mit Inline-Power (heute: Power over Ethernet – POE)
  • 30 Telefone der Serie 79xx

Der Router Cisco 3745 wurde benötigt, da es noch keinen Provider gab, der die Telefonie über VoIP übergeben konnte[2]. Also musste unser Bündelanschluss (4x ISDN S0) nach H.323 in VoIP gewandelt werden. Die übrigen ISDN- und Analog-Anschlüsse am Router wurden für Testzwecke benutzt bzw. um analoge Geräte, wie Fax-Geräte und Türsprechstellen zu bedienen.

Der praktische Einsatz der VoIP-Technologie erwies sich als nicht völlig problemlos. Die ganze Entwicklung bei Cisco Systems war auf den amerikanischen Markt fokussiert. Ein Phänomen war z. B. dass unser Router den Besetztton der Türsprechanlage nicht erkannte. Die Erklärung war dann ganz einfach, der Besetztton in Deutschland hat eine Frequenz von 425Hz und in den USA von 600Hz[3]. Die Türsprechanlagen hatten damals noch keine Möglichkeit zur Umstellung der Frequenz. Heute kann man sie anlernen. Bei Cisco Systems musste für die Umstellung damals erst ein Call aufgemacht werden.

Im Dezember 2004 erhielten wir dann von der damaligen Immobiliengesellschaft WOBA Dresden GmbH einen ersten Großauftrag mit über 80 Telefonen in der ersten Ausbaustufe (im Endausbau waren es dann über 300 Telefone).

Wir sind heute noch froh darüber, dass wir die VoIP-Telefonie erst bei uns in der Firma eingesetzt und erst ein halbes Jahr später den ersten Großauftrag erhalten haben.

[1] Die aktuelle ITU-T-Empfehlung ist von 12/2009.
[2] Das H.323-Protokoll berücksichtigte die Stärken und Schwächen des IP-Protokolls nur ungenügend. Daher gab es von der IETF eine alternative Entwicklung, die im Juni 2002 in der Empfehlung RFC 3261 SIP: Session Initiation Protocol mündete. Der Empfehlung ging RFC 2543 vom März 1999 voraus. SIP lehnt sich an das Hypertext Transfer Protocol an und ist daher für IP-Netze besser geeignet. SIP erlaubt, auf einfache Weise neue Erweiterungen einzufügen und ist wesentlich flexibler. Es konnte sich damals in der Anfangszeit aber nicht durchsetzen, da alle großen Player in der ITU-T an der Entwicklung des Protokolls H.323 mitgewirkt hatten. Heute wird von allen Telefonie-Anbietern ausschließlich SIP (z. B. als SIP-Trunk) angeboten. Damit setzte sich die Internet Community gegenüber der ITU-T durch.
[3] ITU-T Annex to OB 871-E

 

2004

Unser erstes airLAN

Im Jahre 2003 machte uns ein Kunde aus Görlitz, der umfangreiche Erfahrungen mit dem Betrieb eines Bündelfunknetzes hatte, einen interessanten Geschäftsvorschlag: In Görlitz gab es seinerzeit keine hinreichenden Voraussetzungen für eine Versorgung von Firmen und Gewerbetreibenden mit leistungsfähigen Internet-Zugängen. Daher schlug er vor, in einem Gemeinschaftsprojekt Interessenten über Funk mit Internet zu versorgen. Heute nennt man so etwas Wireless Local Loop[1].

Nahe der Girbigsdorfer Straße steht auf einer Anhöhe das ehemalige Kondensatorenwerk, das heutige Gewerbe-Center-Görlitz (GCG). Auf einem der drei erhöhten Treppenhäuser hatte unser Kunde schon Antennenanlagen für den Bündelfunk stehen. Von hier aus hat man eine Sichtverbindung zu fast 70% des Stadtgebietes von Görlitz.

Wir wurden uns einig, einen Großversuch zu starten: Er stellt die Physik, also die Antennenanlagen und die aktiven Komponenten für die logische Funkverbindung, also Layer 1 und 2, und wir stellen die Glasfaseranbindung des GCG an das Internet, die Routertechnik und die Internet-Funktionalität. Unser Teil in diesem Projekt war relativ einfach und überschaubar, also alles erprobte Technologien. Wie aber sollte man die Funkanbindung realisieren? Unser Kunde hatte schon eine enge Beziehung zu dem israelischen Hersteller Alvarion, der auf Design und Produktion Wi-Fi-Komponenten spezialisiert war. Alvarion konnte mit seinen Produkten fast alle relevanten Frequenzbänder abdecken.

Wir favorisierten das lizenzpflichtige 3,5GHz-Frequenzband, was eine hohe Übertragungsqualität garantierte, da die RegTP[2] die Frequenzvergabe koordiniert. Die Nachteile dieser Lösung waren die langwierigen Anträge an die RegTP, die relativ hohen Kosten für die Frequenznutzung und die kostenintensiven Funkkomponenten.

Daher entschieden wir, erst einmal mit der Nutzung des lizenzfreien ISM[3]-Bandes im 2,4GHz-Bereich (2,4 - 2,4835 GHz) zu beginnen, vor allem wegen der größeren Reichweite gegenüber dem 5GHz-Bereich. Alvarion hatte Komponenten mit dem Frequenzsprungverfahren[4] (FHDD) im Angebot, das gegenüber der normalen WLAN-Nutzung gemäß IEEE 802.11b/g resistent und abhörsicherer ist.

Es wurden auf dem Antennenmast drei Antennen installiert, die jeweils einen Winkel von 120° abdeckten. Für den Fall, dass ein Bereich stark ausgelastet sein sollte hätten wir noch das ISM-Band im 5GHz-Bereich (5,15-5,35 GHz, 5,47-5,725 GHz), wo es aber kein Frequenzsprungverfahren gibt.

Wir definierten 8 Produkte namens airLAN mit symmetrischen Bandbreiten von 0,5, 1, 2 und 3 Mbit/s und unterschiedlichem Freivolumen. Mit dem Produkt gingen wir Anfang 2004 auf den Markt. Für Kunden, die einen hohen Bedarf an Internet-Access hatten, verkaufte es sich gut, aber für den „Normalverbraucher“ war es zu aufwändig und wir konnten nicht unter den publizierten Telekom-Preisen anbieten. Der Vergleich drängte sich immer auf, auch wenn die Telekom nicht liefern konnte.

Die Probleme in der Nutzung waren aber ganz anderer Natur:

  • Es musste zwischen der zentralen Antenne und dem Kunden eine Sichtverbindung bestehen. Leider muss nicht nur eine reine optische Sichtverbindung bestehen, es musste die erste Fresnelzone berücksichtigt werden, die ein Rotationsellipsoid ist. Bei einer Entfernung des Kunden zum Sendemast von 750m hat die erste Fresnelzone in der Mitte einen Durchmesser von 6m und bei einer Entfernung von 2,8km einen Durchmesser von 11,5m. Wenn in der Fresnelzone ein Hindernis ist, kann eine erhebliche Dämpfung des Funksignals auftreten.
  • Daher mussten bei vielen Kunden Antennen auf dem Dach installiert werden, die speziell mit Blitzschutz auszurüsten waren, was ein zusätzlicher Kostenfaktor war.
  • Nach schweren Unwettern waren die Antennen verstellt oder beschädigt, was vielleicht ein hausgemachtes Problem war, vor allem wenn der Kunde die Antenne selbst installieren wollte.
  • Aber es gab auch Effekte, die man einfach nicht für möglich gehalten hatte, z. B. waren nach 2 ½ Jahren plötzlich die Baumkronen so groß geworden, dass das Funksignal erheblich beeinträchtigt wurde. Oder 3 Jahre später im Winter lag plötzlich so viel Schnee auf einem Hügel, dass das Funksignal stark beeinträchtigt war.
  • Im Winter kamen auch hin und wieder mal Vereisungen vor, die eine Dämpfung von 15dB brachten.
  • Hin und wieder wurden auch schon mal Kräne aufgestellt und immer, wenn der Kranausleger in die Fresnelzone kam, brach die Internet-Verbindung zusammen. Solche Effekte zu ermitteln kostet oft viel Zeit.

Nachdem unsere Technik de facto verschlissen war und die Telekom im Ausbau vorankam, stellten wir das Produkt im Jahr 2009 ein.

Als Fazit kann man sagen, dass eine drahtgebundene Technologie meist günstiger, vor allem pflegeärmer ist, als eine Funk-Technologie. Eine WLL rechnet sich bei größeren Strecken und bei höheren Bandbreiten, wenn man Richtfunk einsetzen kann, speziell wenn eine terrestrische Erschließung exorbitant teuer ist, oder aber auch als Redundanzlösung zu einem terrestrischen Internet-Zugang. Wenn man beide Zugänge, über WLL und über Erdkabel, und die Abschlusstechnik richtig baut, gibt es keinen gemeinsamen Single Point of Failure (SPOF).

Ungeachtet der Erfahrungen mit WLL im Internet-Access-Bereich haben wir natürlich auf Basis der bewährten WLAN-Technologie als Cisco-Partner weiterhin in diversen Lokationen, wie CongressCenter Dresden, der Messe Dresden, den Technischen Sammlungen der Stadt Dresden oder dem Flughafen Dresden WLAN-Netze für den freien Zugang von Veranstaltungsteilnehmern oder Besuchern zum Internet aufgebaut und betreut.

Ab etwa 2016 mehrten sich die Anfragen nach einem allgemeinen, kostenlosen[5] WLAN-Zugang in Dresden. Daraufhin haben wir eine moderne HotSpot-Lösung namens „aeroLAN“ erarbeitet und seit dem 1. Juni 2017 in den ersten Einrichtungen, wie im Flughafen Dresden und in den Technischen Sammlungen ausgerollt. Der Vorteil unserer HotSpot-Lösung ist, dass zwischen den schon vorhandenen WLAN-Inseln ein Roaming organisiert wird, auch wenn der Betreiber kein Cisco-basiertes WLAN in seiner Hoheit hat. Das bedeutet, es wird ein Roaming zwischen den WLANs auf Basis beliebiger Herstellern, wie z. B. Enterasys, HPE/Aruba, Sophos, Huawei etc. realisiert.

Auf diesem Produkt funktioniert auch das Dresden-weite WLAN mit der SSID „Dresden“, das in den Rathäusern der Landeshauptstadt, in den Museen, in den Technischen Sammlungen, in der Dresdner Messe, im Kulturpalast u.v.a.m. angeboten wird. Wenn z. B. ein Bürger aus dem Hauptbahnhof kommt, kann er sich in der Umgebung des Servicepoints der DVB einfach und völlig unkompliziert mit dem Dresden-weiten WLAN unter SSDI[6] „Dresden“ verbinden. Fährt er zum Postplatz ist er automatisch wieder angemeldet. Geht er in den Kulturpalast oder in ein Rathaus ist er automatisch wieder online usw.. Aktuell haben wir über 15.000 Benutzer.

[1] Wireless Local Loop (WLL) ist der Fachbegriff für die Versorgung vom Kunden mit Internet, wenn auf der letzten Meile Funktechnologien eingesetzt werden.
[2] Heute: Bundesnetzagentur (BNetzA)
[3] Als ISM-Bänder (Industrial, Scientific and Medical Band) werden die Frequenzbereiche bezeichnet, die lizenzfrei genutzt werden dürfen.
[4] Frequency Hopping Spread Spectrum: Bei dem Verfahren wird die Trägerfrequenz frequentiv und diskret bis 1000 Mal in der Sekunde gewechselt. Der Frequenzwechsel wird bei Sender und Empfänger synchron durch eine Folge von Pseudozufallszahlen bestimmt, was eine enorme Abhörsicherheit garantierte.
[5] Kostenloser WLAN-Zugang bedeutet, dass der Benutzer des WLANs, also der Fahrgast, der Bürger oder der Gast dafür nichts bezahlen muss. Die Finanzierung dieses Angebots erfolgt natürlich durch die jeweilige Einrichtung, die es anbietet.
[6] Service Set Identifier (SSID). Unter Service Set versteht man eine in sich geschlossene Gruppe von WLAN-Nutzern mit bestimmten Rechten. Der SSID ist der Name dieser Benutzergruppe.

2006

Das Ende der IT-Messe COMTEC in Dresden

Herr Roland Zwerenz gründete zunächst nebenberuflich in Gießen die ORTEC GmbH als Messen- und Kongressveranstalter. Nach dem Mauerfall kam er mit seiner Firma nach Dresden, denn der Nachholbedarf an aktuellen Informationen war gerade hier enorm. Dresden als High-Tech-Standort für Mikroelektronik und Rechentechnik, man denke dabei an das Zentrum für Mikroelektronik oder an das frühere Kombinat Robotron, könnte für eine Messe zum Thema Computer und Technologie erfolgversprechend sein und er etablierte bereits 1991 die Fachmesse COMTEC für COMputer und TEChnologie.

Durchgeführt wurde die COMTEC damals auf dem Gelände des Ausstellungszentrums am Straßburger Platz, auch bekannt unter dem Namen der „Dresdner Vogelwiese“[1]. Hier gab es bereits seit 1887 Ausstellungen und kleinere Messen.

Als wir 1994 erster sächsischer Internet-Provider wurden, bot sich die Messe für uns an, den Bekanntheitsgrad von IBH zu fördern und das Produkt „Internet-Zugang“ der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Wir bestellten einen ISDN-Anschluss und konnten mit einem ISDN-Router von Ascend Communications einen Internet-Zugang für „jedermann“ präsentieren. Das Interesse war enorm. Unter anderem kamen viele Aussteller auf uns zu und fragten, ob wir denn auch ihren Stand im nächsten Jahr mit Internet versorgen könnten? Mit einem Internet-Zugang würden sich auf der Messe neue Möglichkeiten eröffnen, sich präsentieren zu können.

Wir beschlossen dann auf der COMTEC ’95 einen temporären Internet-PoP aufzubauen. Mit der ORTEC klärten wir, dass wir am Tag vor den Messebauern in die Hallen dürfen, um die erforderlichen Ethernet-Kabel zu verlegen. Das waren teilweise akrobatische Leistungen, denn wir mussten die Kabel bis in 6-7m Höhe verlegen. Das Vorhaben wurde ein großer Erfolg und die COMTEC entwickelte sich von Jahr zu Jahr zur größten regionalen Computermesse, zumindest in Ostdeutschland.

Ab 1996 boten wir auf der COMTEC auch erste WLAN-Zugänge an. Digital Equipment brachte Anfang 1996 als vermutlich erster Hersteller Access Points und PCMCIA- und ISA/EISA-Karten auf den Markt, die das sogenannte Frequenzsprungverfahren (FHSS[2]) gemäß dem Ur-Standard IEEE 802.11 nutzten. Leider hat sich dann die WLAN-Community für das DSSS-Verfahren entschieden, so dass die damals eingesetzten Komponenten schnell unser Museum bereicherten.

Die Leipziger Messe war der bedeutendste Marktplatz im Ost-West-Handel. Die Stadt Leipzig und der Freistaat Sachsen wollten natürlich nach der Wende an die früheren Traditionen anknüpfen, die ihren Ausgangspunkt in dem durch Markgraf Otto den Reichen im Jahre 1165 verliehene Stadt- und Marktrecht hatte. Damit ist Leipzig vermutlich der älteste deutsche Marktplatz, begünstigt durch seine Lage an der Via Regia (die von Santiago de Compostela bis nach Moskau und Kiew führte) und der Via Imperii (die von Rom bis nach Stettin und vermutlich auch bis nach Königsberg führte). So wurde 1991 nach der Gründung der Leipziger Messegesellschaft beschlossen, die maroden Messehäuser in der Innenstadt und die alte Technische Messe durch einen neuen großzügig gestalteten, modernen Komplex an Messehäusern auf dem Gelände des früheren Flughafens Leipzig-Mockau zu ersetzen. Der Standort hat eine exponierte Lage nahe der Autobahn A13 und dem Autobahnkreuz mit der A9 in Schkeuditz sowie in der Nähe des Flughafens in Schkeuditz.

Die Neue Leipziger Messe musste natürlich um ihren Platz im Messegeschäft der Bundesrepublik kämpfen, denn der war zwischen Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Berlin, Köln, Frankfurt/Main, Stuttgart, Nürnberg und München aufgeteilt. Eigentlich wurde sie gar nicht benötigt, aber als ältester Messeplatz in Deutschland hatte sie eine Daseinsberechtigung.

Die neuen Messehallen, die am 12. April 1996 ihre Tore öffneten, mussten also gefüllt werden. So entstand u. a. das Konzept, auch in Leipzig eine Branchenmesse für „Lösungen und Nutzen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik“ (BIK) zu etablieren. Das Konzept war eine Mischung zwischen der CeBIT in Hannover, die immer im April stattfand, und der COMTEC, die im September stattfand. Man versuchte die großen Hersteller, wie IBM, Microsoft, Digital Equipment bzw. Compaq, Cisco Systems, HP usw. nach Leipzig zu holen. Die erste BIK fand vom 25. bis 28. August 1996 mit 120 Ausstellern auf 4.000m² statt, also 3 Wochen vor dem üblichen COMTEC-Termin. Man erhoffte sich, damit auch Aussteller und Besucher von Dresden nach Leipzig zu holen. Die ORTEC reagierte auf die Planungen der Leipziger Messe mit einer Verlegung der COMTEC auf den November. Damit hatte die COMTEC keinen Einfluss mehr auf das Jahresendgeschäft, aber dafür konnte man verstärkt mit den Kunden über die Planungen für das nächste Jahr sprechen.

Das Konzept der BIK ging am Ende nicht auf. Auch eine Verlegung der BIK auf Anfang November in den Jahren 1998 und 1999, also 14 Tage vor den COMTEC-Terminen nutzte nichts[3]. Die COMTEC war eine fest etablierte, erfolgreiche regionale Messe. Die Aussteller waren eine fest eingeschworene Gemeinschaft, die die Nähe zu ihren regionalen Kunden suchte und auch von dem familienoffenen Wochenende lebte. Andererseits brauchte auch niemand ein Pendant zur CeBIT in Leipzig, das letztlich keinen Mehrwert brachte. Wegen der EXPO 2000 wurde die CeBIT HOME für Privatkunden nach Leipzig verlegt, was dann letztlich das Aus für die CeBIT HOME und BIK war. Der Bedarf an solchen großen Messen ging zurück, übrigens ein Schicksal, das auch 18 Jahre später die CeBIT in Hannover zu spüren bekam. Das Internet machte die großen Messen verzichtbar. So war die BIK ’99 die letzte in Leipzig.

Die COMTEC, wie auch andere Messen der ORTEC, z. B. HAUS und Kariere-Start, entwickelten sich Mitte der 90-iger Jahre ständig weiter. Teilweise wurden für die HAUS und COMTEC bis zu 4 große Ausstellungszelte aufgebaut. Der Landeshauptstadt war klar, es musste ein größeres modernes Messezentrum gebaut werden. In dieser Situation trat VW an die Landeshauptstadt heran und unterbreitete den Vorschlag zum Bau einer Gläsernen Manufaktur. Der von VW beauftragte Münchener Architekt Gunter Henn, ein gebürtiger Dresdner, bestand auf einen Bau im Stadtzentrum und da bot sich nur das prädestinierte Gelände am Straßburger Platz an. Mit einer knappen Mehrheit entschied dann der Stadtrat für die Verlegung der Dresdner Messe in das Ostragehege. Damit war auch die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles "Erlwein'scher Schlachthof" verbunden, wo auch vor mehr als 100 Jahren die Dresdner Fleischbörse ihren Sitz hatte. Am 17. September 1999 eröffnete die neue Dresdner Messe ihre Tore im Ostragehege. Rolf Wolgast, der damalige Wirtschaftsbürgermeister, Förderer der Messe Dresden und Verfechter der Sanierung des Ostrageheges, schaut heute noch in der Messehalle 2 aus einem Fenster auf das Messetreiben.

Da es nahezu unmöglich war, die großen Hersteller zur regionalen Messe nach Dresden zu holen, waren wir, wie auch viele andere Dresdner IT-Firmen, findig und gewannen die Herstellerfirmen als Mitaussteller oder vertretene Firmen[4] uns zu unterstützen. Schließlich wurde damit die Attraktivität der COMTEC weiter verstärkt, da viele große Hersteller zumindest indirekt vertreten waren. In manchen Jahren, wie z. B. im Jahr 2000, hatten wir bis zu 10 Mitaussteller oder vertretene Unternehmen auf unserem Stand. Das waren Firmen, wie Computer Associates[5] (CA), Cisco Systems, Powerware[6], Cabletron/Enterasys[7], Compaq, Legato[8], Lucent Technologies[9], iiyama[10] und Sun Microsystems[11].

Im Jahr 2002, was im Rückblick sicher das erfolgreichste Jahr war, waren auf der COMTEC 450 Aussteller vertreten und über 16.000 Besucher zu verzeichnen.

In den folgenden Jahren war ein gewisser Rückgang des Interesses zu verzeichnen, was darauf zurückzuführen war, dass einerseits eine gewisse Sättigung bzw. Konsolidierung des Marktes stattgefunden hatte und andererseits das Internet mit seinen vielfältigen Angeboten Informationen jederzeit schnell verbreitete. Die Kunden fingen an, sich die erforderlichen Informationen in „real time“ zu beschaffen.

Nun hatte Dresden im Jahre 2006 sein 800-jähriges Jubiläum. Dresden wurde bekanntlich im Jahre 1206 das erste Mal urkundlich[12] erwähnt. Im Jubiläumsjahr gelang es der Landeshauptstadt einen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ausgeschriebenen Wettbewerb zu gewinnen und damit konnte sich Dresden zu seinem 800-jährigen Stadtjubiläum als Stadt der Wissenschaft präsentieren. Nun hatte der Wirtschaftsbürgermeister seinerzeit die geniale Idee, alle Messen und Veranstaltungen, die etwas mit Wissenstransfer zu tun hatten, konzentriert in der Messe Dresden „als interdisziplinäre Präsentations- und Kommunikationsplattform mit überregionaler Ausstrahlung“ durchzuführen. Dieses neue Format nannte er Faszination Technologie. Die Stadt war voller Plakate mit „Faszination Technologie“ und niemand wusste, was ihn erwartet und dass sich dahinter auch die einst erfolgreiche Messe COMTEC verbirgt. Die gähnend leeren Hallen waren dann der Todesstoß für die COMTEC.

Das Internet kann zwar die aktuellen Informationen schnell bereitstellen, kann aber nicht den persönlichen Kontakt mit den Kunden und Interessenten ersetzen, den wir, aber auch unsere Kunden, vermissten. Wir besannen uns dann darauf, verstärkt Fachveranstaltungen und jährlich eine Hausmesse durchzuführen. Wo es sich anbot, gingen wir dann auch als Aussteller auf überregionale oder branchenbezogene Messen, z. B. auf die ITeG in Berlin als Treffpunkt der Gesundheits-IT-Branche.

Aber das Kapitel einer regionalen Fachmesse für Informations- und Kommunikationstechnologien scheint nunmehr für immer geschlossen zu sein.

[1] Das „Vogelschießen“ geht vermutlich auf das Jahr 1577 zurück. Das sogenannte Pfingstschießen diente einst der Überprüfung der Wehrfähigkeit der Dresdner Einwohner. Es entwickelte sich dann schnell zu einem Volksfest für die festliche Umrahmung des Pfingstschießens. Ab 1953 etablierte sich das Gelände der Vogelwiese am heutigen Straßburger Platz als Volksfest- und Ausstellungsgelände.
[2] Frequency Hopping Spread Spectrum: Bei dem Verfahren wird die Trägerfrequenz frequentiv und diskret bis 1000 Mal in der Sekunde gewechselt. Das 2,4MHz-Frequenzband wurde in einem 1-MHz-Abstand in 79 Kanäle eingeteilt. Der Frequenzwechsel wird bei Sender und Empfänger synchron durch eine Folge von Pseudozufallszahlen bestimmt, was eine enorme Abhörsicherheit garantierte. Wegen der einfacheren Implementierung und des größeren Entwicklungspotenzials hat sich dann das Direct Sequence Spread Spectrum-Verfahren (DSSS) durchgesetzt. Das FHSS wird heute nur noch im Bluetooth eingesetzt.
[3] Die BIK ‘99 hatte 270 Aussteller und 14.000 Besucher. Wegen der CeBIT HOME wurde sie dann ausgesetzt.
[4] Mitaussteller erhielten das komplette Ausstellerpaket mit Freikarten, Ausstellerausweisen etc., während vertretene Unternehmen wie Mitaussteller behandelt wurden, jedoch kein Ausstellerpaket erhielten. Mitaussteller wie auch vertretene Unternehmen unterstützten uns personell und finanziell, wodurch sich auch die Anmietung größere Stände rechnete.
[5] IBH war nach dem Verkauf von Polycenter Netview an CA Partner für Unicenter TNG geworden.
[6] Powerware ist dann 2004 von Eaton gekauft worden.
[7] Das war genau in der Umbruchphase, Cabletron war schon umstrukturiert worden, aber Enterasys kannte noch niemand.
[8] Legato kam 1988 mit der fortschrittlichen Backup-Restore-Software Networker auf den Markt. Der Networker hatte auch einen Agenten für das Betriebssystem OpenVMS. Legato ist 2003 von EMC gekauft worden. 2015 wurde EMC von Dell Technologies aufgekauft.
[9] Lucent Technologies erwarb 1999 Ascend Technologies, womit IBH auch Lucent Partner wurde.
[10] Japanischer Hersteller hochwertiger Monitore, der seinerzeit den europäischen Markt eroberte.
[11] Führender Hersteller von Computern mit der RISC SPARC-Architektur, war vor allem in der Internet-Branche stark vertreten. Einen großen Bekanntheitsgrad erhielt SUN durch die Entwicklung der JAVA-Technologie. Durch die weltweite Konzentration auf Intel- und AMD-Prozessoren geriet SUN im Jahr 2009 in eine wirtschaftliche Krise und wurde von Oracle übernommen.
[12] Am 31. März 1206 wurde Dresden erstmals urkundlich in einem Dokument des Bischofs von Meißen und dem Burggrafen von Dohna erwähnt. Dresden kommt aus dem Altsorbischen und heißt so viel wie Sumpfbewohner.

2011

Redundanz-Rechenzentrum / 20 Jahre IBH

Die IBM Corporation hatte seit 2003 den IBM SAN Volume Controller (SVC) in Ihrem Portfolio, der als ein Inline Virtualisierungsgateway die Spiegelung der Volumes auf verschiedenen Speichersystemen organisierte.

Hewlett-Packard hatte von Compaq die von DEC entwickelten hierarchischen Speichersysteme übernommen, die bei Compaq zum Enterprise Virtual Array (EVA) weiterentwickelt wurden. Die EVA-Speichersysteme waren hochgradig redundant und am Markt ein führendes Speichersystem. Man konnte aber für den Aufbau redundanter Rechenzentren nur ein Host-based Shadowing einsetzen.

LSI[1] Logic, gegründet 1981 als Schaltkreishersteller, kaufte ab 2000 nach und nach Speicherhersteller auf, u. a. auch die Mylex-Sparte von der IBM. Die Mylex-Produkte waren damals führende RAID-Controller für Intel-basierte Server. Die Entwicklungen bei LSI führten zu einem neuen Produkt, dem Storage Virtualization Manager (SVM). Das Produkt basierte auf den FC[2]-Produkten von LSI. Die Speichervirtualisierung erfolgte in den Data Path Modulen (Erweiterung der FC-Switche), die von den SVM-Servern gesteuert wurden. Damit war dies eine Out-of-Band-Architektur mit einer Split-Path-Topologie, die dem IBM SVC aber auch anderen Produkten, wie EMC[3] Invista, Hitachi Data Systems[4] USP, NetApp FAS (deutlich) überlegen war. 2008 kam dann SVM V5 auf den Markt mit zahlreichen neuen bzw. erweiterten Funktionen, wie Thin Provisioning und Snapshots.

Das war also das ideale Produkt zur Aufwertung der HP-Speicherprodukte. Da LSI Logic nicht verkaufen wollte, ging HP eine Partnerschaft mit LSI ein und brachte noch 2008 auf Basis von LSI SVM ihr Produkt SAN Virtualization Services Platform (SVSP) auf den Markt.

Als Internet-Provider war unsere Strategie den Kunden auch zunehmend Cloud-Lösungen anzubieten. Unser 1999 gebautes Rechenzentrum im dritten Obergeschoß im Riegel II des TechnologieZentrums war uns viel zu unsicher, da unter uns Firmen aus dem produzierenden Gewerbe mit einem erheblichen Risiko-Potenzial eingemietet waren. Aus unseren Kontakten zur DREWAG ergab sich, dass die DREWAG nach dem Hochwasser von 2002 nun ein neues, hochwassersicheres Rechenzentrum auf dem Gelände des früheren Kraftwerks Mitte baut. Sie erklärte sich bereit, an ausgewählte Partner[5] auch Racks zu vermieten. Die Luftlinie zwischen dem TechnologieZentrum und dem Kraftwerk Mitte betrug 5 km, was gemäß den Normen des BSI[6] für eine Georedundanz als ausreichend angesehen wird. Um zwei ausfallredundante RZ aufzubauen, benötigten wir dringend eine Speichervirtualisierung. Wir hatten uns schon am Markt umgeschaut, aber eine FC-basierte Technologie wie SVSP kam uns da gerade recht.

Da es bei HP noch keine Trainings gab, kauften wir einen LSI-Trainer ein und erhielten im September 2009 ein In-House-Training „SVSP Installation & Configuration“. Durch das Inhouse-Training, oder besser für das Inhouse-Training, erhielten wir von HP damals als Demo-Equipment eine Grundausstattung der noch sehr raren Komponenten. Wir setzten die Komponenten im Labor ein, erarbeiteten uns die erforderlichen Skills und wollten Anfang 2010 die Entscheidung fällen, die Komponenten in unsere produktive Umgebung einzusetzen.

Da wurden wir von HP[7] überrascht, dass das Produkt eingestellt wird. Angeblich wäre das Produkt auf dem amerikanischen Markt nicht nachgefragt gewesen, aber es gab auch Gerüchte einer angeblichen Kooperation von LSI mit der IBM.

Da wir uns schon vorher am Markt umgeschaut hatten, erschienen uns auch die Produkte DataCore[8] SANmelody bzw. SANsymphony geeignet, vor allem auch unter dem finanziellen Aspekt für kleinere Kunden. Daher waren wir sowohl in der Schulung als auch in der Verifizierung der beiden Produkte, DataCore SANsymphony als auch HP SVSP, zweigleisig gefahren. Nach dem Merger von SANmelody mit SANsymphony kam dann 2010 die neue Version SANsymphony-V (Release 8) auf den Markt, so dass sich im Nachgang herausstellte, dass wir mit DataCore SANsymphony-V eine gute Wahl getroffen hatten.

Jedoch bis zum Aufbau eines georedundanten RZ sollte es noch eine Weile dauern. Letztlich war dann das neue RZ der DREWAG im Kraftwerk Mitte im Oktober 2011 fertig, sozusagen „pünktlich“ zum 20-jährigen Jubiläum der IBH.

Das war ein würdiger Anlass, unser Jubiläum in der historischen Schaltwarte im alten Kraftwerk Dresden-Mitte, die wie durch ein Wunder die Bombenangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 unbeschadet überstanden hatte, zu begehen.

Unser Jubiläum stand unter dem Motto "120 Jahre - vom Strom bis zur Information aus der Steckdose". Herr Helge Edelmann, langjähriger Leiter der Netzleitstelle der DREWAG a. D., gab uns einen historischen Überblick über die Entwicklung der Dresdner Stromnetze, sozusagen vom ersten Strom aus der Steckdose am 28. November 1895 in Dresden bis heute. Anschließend gab unser Geschäftsführer Prof. Dr. Thomas Horn einen Überblick über die Entwicklung der Informatik vom "Shared Single User"-Betrieb in den 50er und 60er Jahren bis zum heutigen virtuellen Desktop, also bis zur Information aus der „Steckdose“. Anschließend gab es gemeinsame Besichtigungen des Dresdner Energiemuseums im Kraftwerk Dresden-Mitte mit sachkundigen Führungen durch die Abteilungen Gas, Strom und Wasser sowie eine Besichtigung des (damals) neuesten Rechenzentrums der DREWAG am Standort Dresden Mitte. Den humorvollen Abschluss des Tages bildete ein kleines Rahmenprogramm vom Stimmenimitator und Entertainer Jörg Hammerschmidt.

[1] LSI Logic Corporation, gegründet 1981 in San Jose, später in LSI Corporation umbenannt, wurde 2014 von Avago Technologies gekauft und firmiert heute unter Broadcom Inc.
[2] Fibre Channel (FC), eine Technologie zur Übertragung von Speicherdatenpaketen mittels SCSI über Ethernet.
[3] Seit 2015 von Dell Technologies übernommen.
[4] Seit 2020 Hitachi Vantara.
[5] Wir hatten ja schon im „alten“ Co-Location-Raum seit 2003 10 Höheneinheiten angemietet.
[6] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
[7] Jetzt HPE; hatte bis 2017 keine universelle Speichervirtualisierungslösung im Angebot. 2017 wurde SimpliVity von HPE gekauft, was die Basis für die HCI-Lösungen (Hyperconverged_infrastructure) von HPE ist.
[8] Gegründet 1998 in Fort Lauderdale, Florida, mit dem Ziel softwarebasierte Speichervirtualisierungslösungen auf den Markt zu bringen, die nur Server voraussetzen, die der Windows Hardware-Kompatibilitätsliste (HCL) entsprechen.

2013

Sandra Horn tritt in die Geschäftsführung

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Berufsakademie Dresden (BA) in der Fachrichtung Betriebswirtschaft nahm Sandra Horn[1], die Tochter des Firmengründers, die Tätigkeit als Assistentin der Geschäftsführung auf. Sie durchlief während des Studiums alle Abteilungen bzw. Arbeitsbereiche bei IBH und nahm sich besonders des Marketings an. Daher hatte sie alle Voraussetzungen, unseren Geschäftsführer tatkräftig zu unterstützen.

Der Name der Firma war seit der Gründung eng an den Namen unseres Geschäftsführers angelehnt, was auch mit der früheren Bekanntheit durch die Ingenieurhochschule, TU Dresden und nicht zuletzt durch die Kammer der Technik begründet war. Nach 16 Jahren war es jedoch an der Zeit, im Firmennamen stärker den Sachbezug der Firma zum Ausdruck zu bringen, damit jeder sofort erkennt, womit sich die Firma beschäftigt. So wurde unsere Firma zum 31.01.2008 in IBH IT-Service GmbH umbenannt.

In der Pressemitteilung[2] dazu hieß es:

„Die solide und zielstrebige Führung durch Prof. Dr. Thomas Horn hat dem Unternehmen eine erfolgreiche Entwicklung gesichert. Aus dem Ingenieurbüro mit anfänglich 3 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 150.000 DM ist ein mittelständisches Unternehmen mit aktuell 18 Mitarbeitern und einem stabilen Umsatz von knapp 4 Mio. EUR geworden.

IBH verfügt über einen langjährigen, hochqualifizierten Mitarbeiterstamm, der in den letzten Jahren zunehmend das Gesicht der GmbH als professioneller IT-Dienstleister geprägt hat. Herr Prof. Dr. Horn kommentiert die Zukunft des Unternehmens unter seiner Leitung wie folgt: „Natürlich werde ich die Entwicklung der Firma weiterhin maßgeblich beeinflussen. Ich beobachte jedoch am Markt, wie die Informationstechnologie immer komplexer wird und zunehmend Spezialwissen erfordert, das nur in einem Team kompetenter Mitarbeiter realisiert werden kann. Diese Entwicklung soll vor allem mit der Umbenennung gewürdigt werden.  Parallel dazu ist es notwendig, das Umfeld der Kunden und deren Anforderungen zu verstehen, um zuverlässig guten Service zu leisten. Der neue Firmenname verleiht genau diesem Fokus der professionellen IT-Services zusätzliches Gewicht.“

Mit der Änderung der Handelsregistereintragung wurde Sandra Horn gleichzeitig auch als Prokuristin eingetragen, da es wichtig ist, dass jederzeit ein Vertreter der Geschäftsführung mit Unterschriftberechtigung, auch bei Urlaub, Dienstreisen oder Krankheit, in der Firma verfügbar ist.

Die Firma hatte zu Beginn des Jahres 2013 26 Mitarbeiter. Sie entstand unter einer straffen Einzelführung und musste sich nun schrittweise zu einer gut strukturierten Firma mit klar definierten Prozessen weiterentwickeln. Daher nahm Sandra Horn als Prokuristin u. a. die umfangreiche Aufgabe der Zertifizierung der Firma nach der DIN ISO 9001 in Angriff. Dazu mussten die Prozesse in der Firma untersucht, beschrieben und optimiert werden. Es mussten Formblätter, Checklisten, Organisationsanweisungen und auch ein Managementhandbuch erarbeitet werden. Die Mühe dieser Arbeit wurde schließlich am 22. Mai 2013 mit dem Zertifikat bescheinigt, dass wir ein Qualitätsmanagementsystem gemäß ISO 9001:2008 mit dem Geltungsbereich „Entwicklung, Consulting, Projektmanagement, Implementierung und Support im Bereich von IT-Infrastrukturprojekten sowie der Erbringung von Internetdienstleistungen“ eingeführt haben.

Durch das tiefgreifende Kennenlernen der Firma in allen Facetten kam bei Sandra Horn der Wunsch auf, die Firma eines Tages langfristig weiterzuführen. Als der Wunsch sich weiter verfestigte, wurde ein Plan ausgearbeitet, wie eine familieninterne Übergabe der Firma an sie aussehen könnte.

Folgerichtig wurde Sandra Horn zum 01.07.2013 zur Geschäftsführerin bestellt. Damit hatte dann die Firma ab sofort zwei Geschäftsführer, die sich die Aufgaben wie folgt teilten:

  • Sandra Horn übernahm vor allem die Aufgabenbereiche Finanzen, Buchhaltung, Marketing, Personal und allgemeine Organisation.
  • Prof. Dr. Thomas Horn behielt vorerst die Aufgabenbereiche Produktentwicklung, Consulting, Vertrieb und Kundenprojekte sowie die Weiterentwicklung des Backbones und der Rechenzentren.

Eine der Hauptaufgaben von Sandra Horn war vor allem auf der Grundlage des Managementhandbuchs die Firma besser zu strukturieren, Teams zu bilden, Teamleiter zu etablieren und die Eigenverantwortung von jedem einzelnen Mitarbeiter zu stärken.

[1] Seit 2019 Sandra Zander
[2] IBH-Pressemitteilung 01/2008 vom 05.02.2008

2015

IBH baut eigenes Firmengebäude

Im Sommer 2014 hatte die Firma 29 Mitarbeiter und 3 Auszubildende. Nahezu alle Zimmer auf unserer Etage im Riegel II im TechnologieZentrum Dresden waren überbelegt. Wenn die Firma weiterwachsen soll, dann werden mehr Geschäftsräume benötigt. Wir sprachen mit unserem Vermieter, ob eine weitere Fläche anmietbar wäre, aber im TechnologieZentrum Dresden gab es keine freien Flächen. Unser Vermieter stellte uns aber in Aussicht, den Riegel III in Kürze bauen zu wollen und wenn das eine Option für uns wäre, dann könnten wir zwei Etagen zur Anmietung bekommen.

Der Pferdefuß an der Option war, dass die Firmen aus dem produzierenden Gewerbe wieder das Erdgeschoß und das erste Obergeschoß bekommen sollten. Wir hätten dann unser Rechenzentrum und das Lager in das letzte Obergeschoß platzieren müssen. Aus Gründen der Kostenreduzierung würde der neue Riegel nur einen Aufzug erhalten. Darüber hinaus hatten wir Zweifel, ob wir in dieser Konstellation ein zertifizierbares Rechenzentrum hätten integrieren können. Wenn wir uns als Rechenzentrumsanbieter weiter am Markt fokussieren möchten, dann müssen die Grundsätze des BSI-Grundschutzes ohne Kompromisse umsetzbar sein.

Zufällig kamen wir auf einer Veranstaltung mit den Mitarbeiterinnen der Abteilung Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Dresden ins Gespräch. Sie überzeugten uns, dass es sich bei unserer Firmengröße und unseren Ansprüchen lohnen würde, selbst zu bauen. So wären im Gewerbegebiet in Coschütz-Gittersee noch einige freie Flächen, die möglicherweise für uns geeignet wären. Dort gab es eine Vielzahl an Technologie-orientierten Unternehmen, zu denen wir gut dazu passen würden. Wir durchdachten den Vorschlag und besuchten ein befreundetes Unternehmen, das bereits den Sprung aus dem TechnologieZentrum in eine eigene Immobilie gewagt hatte. Der Geschäftsführer zeigte uns seinen Firmenneubau und erklärte uns seine Vorgehensweise und was man zu beachten hätte. Er nahm uns sozusagen die Scheu davor, ein Millionen teures Projekt selbst zu stemmen.

Die Zielstellung war, dass mit dem Neubau eines Firmengebäudes auch ein hochverfügbares und hochgradig sicheres Rechenzentrum mit entstehen sollte. Wir schauten uns die in Frage kommenden Grundstücke an und machten eine erste Risikoanalyse. Es waren also keine umgebungsbedingten Risiken erkennbar, die den Bau eines sicheren Rechenzentrums teuer oder gar unmöglich machen würden.

Nach einer ersten Kostenschätzung und dem Entwurf eines Finanzierungsplans sowie nach Rücksprache mit unserer Hausbank bekundeten wir Ende 2014 der Landeshauptstadt unser Interesse an ein Grundstück. Die Landeshauptstadt brachte das Grundstück zur Ausschreibung. Da es offensichtlich keinen anderen Bewerber gab, erhielten wir im März 2015 den Zuschlag.

Die Planung umfasste ein dreigeschossiges Firmengebäude mit einer Nutzfläche von 1.900m², darunter das Rechenzentrum mit einer Fläche von 200m² sowie ein Lager, ein Testlabor, Seminar-, Beratungs- und Veranstaltungsräume und 21 Mitarbeiterräume. Die Außenanlagen beinhalteten 46 Parkplätze und Stellflächen für Trafos, Kaltwasseranlagen und eine Netzersatzanlage.

Nach nur 8 Monaten Bauplanung konnte dann der Neubau mit dem ersten Spatenstich am 3. August 2015 beginnen. Festlich ist dann die Grundsteinlegung am 2. September 2015 begangen worden, zu der auch unser Oberbürgermeister Dirk Hilbert[1] und der IHK-Präsident Dr. Günter Bruntsch wohlwollende Worte fanden. Die Dresdner Neuesten Nachrichten zitierten dazu am 3. September 2015 unsere Geschäftsführerin Sandra Horn mit den Worten „Die Grundsteinlegung ist für uns der sichtbare Anfang eines neuen Kapitels in unserer Firmengeschichte. Der Neubau bietet dafür neue, zeitgemäße Möglichkeiten, um wettbewerbsfähig und erfolgreich am Markt zu agieren.“ Und die DNN setzte hinzu: „Bis zum Spätsommer 2016, pünktlich zum 25. Firmenjubiläum, soll der neue Sitz von IBH fertig gebaut werden.“ Das war unser geheimer Wunsch, aber dies gleich in die Zeitung zu setzen, war doch etwas gewagt. Damit waren aber Maßstäbe gesetzt.

Die Anforderungen an unseren Neubau und die Komplexität waren deutlich größer, als viele Baubeteiligte das bisher kannten. So hatten wir mit vielen Problemen und Schwierigkeiten zu kämpfen. Dazu kam, das wir als Bauherren eines solchen Objektes keine Erfahrungen hatten. Aber es gab auch Firmen, die uns tatkräftig unterstützten. Trotz aller Widrigkeiten gelang es uns mit viel Einsatz den Termin zu halten.

Da die technische Inbetriebnahme und Abnahme unseres neuen Rechenzentrums bereits am 23. Juli 2016 abgeschlossen war, konnte in der Zeit vom 27. Juli bis zum 10. August 2016 der Umzug unseres RZ stattfinden, für unsere Cloud-Kunden auf Grund der Nutzung von DataCore SANsymphony-V ohne Ausfälle. Damit konnten wir dann den Rückbau des alten RZ am alten Firmensitz vornehmen und unseren Umzug vorbereiten.

Nach der Abnahme unseres Neubaus durch das Bauaufsichtsamt am 5. September 2016 konnte dann der Umzug der Firma in der Zeit vom 7. bis zum 10. September stattfinden. Die DNN hatte mit Ihrer Aussage „Spätsommer“ Recht behalten.

Wir haben dann den Mitarbeitern noch zwei Wochen Zeit gegeben, ihre Zimmer so einzurichten, dass man sie Gästen auch zeigen kann. Es bot sich natürlich an, unsere Einzugsfeier gleich mit dem 25. Firmenjubiläum zu verbinden, um unseren Gästen die Firma mit allen Räumen und dem Rechenzentrum zu zeigen.

Da unser Architekt bei der Planung die Versammlungsstättenverordnung (VStättVO) nicht beachtete, mussten wir uns gegenüber dem Bauaufsichtsamt verpflichten, keine Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern durchzuführen. Das war natürlich eine Limitierung, da war nichts mit enger zusammenrücken. Also beschlossen wir, an zwei Tagen unsere Einzugsfeier mit dem Firmenjubiläum durchzuführen. Wir luden für den 22. September unsere Kunden und für den 23. September unsere Lieferanten, Kooperationspartner und Mitarbeiter ein. Damit konnten wir dann mit 200 Gästen feiern.

[1] Dirk Hilbert war bis Juni 2015 Wirtschaftsbürgermeister und unterstützte mit seiner Abteilung Wirtschaftsförderung unsere Ansiedlung im Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee maßgeblich.

2016

Das neue IBH-Rechenzentrum

Im Dezember 2014 wurde der Entschluss gefasst, ein eigenes Firmengebäude mit einem modernen Rechenzentrum (RZ) zu errichten. Zum Glück war unser Geschäftsführer Prof. Dr. Horn im Oktober 2014 zu einem RZ-Kongress in München und erfuhr so aus erster Hand von den neuen RZ-Normen EN50600 der CENELEC[1]. Die erste Norm EN50600-1:2012 kam zwar bereits im Jahre 2012 heraus, aber diese Norm enthielt nur allgemeine Aussagen und Begriffsdefinitionen. Die wichtigen Normen EN50600-2-1 zur Gebäudekonstruktion und EN50600-2-2 zur Stromversorgung wurden am 06.01.2014 von CENELEC verabschiedet und kamen im März 2014 in deutscher Sprache heraus. Die Bestätigung zur DIN-Norm erfolgte erst im September 2014. Die Norm EN50600-2-3 zur Klimatisierung von Rechenzentren wurde von CENELEC am 1. September 2014 angenommen und erst im März 2015 als DIN EN 50600-2-3 veröffentlicht. Die weiteren Normen EN50600-2-4 zur Telekommunikationsverkabelung wurde von CENELEC am 16.02.2015 und die EN50600-2-5 zu den Sicherungssystemen (Schutzklassen) wurde am 25.01.2016 beschlossen. Sie standen Ende 2014 nur als Entwurf zur Verfügung. Aber unser neues RZ sollte noch 2016 betriebsbereit werden.

Was tun? Wenn man ein modernes Rechenzentrum bauen möchte, dass in den nächsten 10-20 Jahren genutzt werden soll, dann kann man doch die neuen RZ-Normen nicht ignorieren, auch wenn sie ganz druckfrisch und teilweise noch gar nicht ausgereift oder offiziell sind. Es gab auch niemanden, der bereit gewesen wäre, uns in dieser Situation zu unterstützen. Also mussten wir uns selbst damit beschäftigen. Zum Glück hatte unser Geschäftsführer über 30 Jahre Erfahrung mit Rechenzentren.

Unter diesen Bedingungen mussten wir selbst planen und damit auch die Verantwortung übernehmen. Eines war klar, wenn wir ein RZ bauen, dann natürlich um Hosting/Cloud- und Colocation-Dienste unseren Kunden anzubieten. Das bedeutet, dass wir die höchste Verfügbarkeitsklasse 4 und die höchste Schutzklasse 4 anstreben müssen, um unseren Kunden dem aktuellen Stand der Technik entsprechend Sicherheit in jeder Hinsicht bieten zu können.

Voraussetzung für den Bau eines Rechenzentrums ist gemäß DIN EN 50600-1 eine Risikoanalyse. Auf der Grundlage einer Abfrage beim ZÜRS[2] public konnte eingeschätzt werden, dass durch die Nähe zum Erzgebirge ein geringes Erdbebenrisiko besteht, was aber durch ein Bodengutachten entkräftet werden konnte. Trotzdem wurde dies bei der Bodenplatte entsprechend beachtet. Die Zunahme von Starkregen-Ereignissen wurde später bei der Gestaltung der Außenanlagen entsprechend berücksichtigt. Ansonsten gibt es am neuen Standort keine erkennbaren Risiken.

Der Entwurf des Rechenzentrums sah zwei Serverräume vor:

  • einen Serverraum für das Anbieten von Hosting/Cloud-Diensten, in dem nur eine begrenzte Anzahl von IBH-Mitarbeitern Zutritt hat und
  • einen Serverraum als Colocation-RZ für die Vermietung von Racks und Höheneinheiten an Kunden, zu dem Kunden unter bestimmten Voraussetzungen Zutritt haben.

Die meisten Teilsysteme des neuen RZ wie USV-Anlagen, Klimatechnik, Einbruchmeldeanlage, Brandmeldeanlage usw. konnten bis zum 23. Juli 2016 abgenommen werden, so dass wir mit dem Umzug unseres Rechenzentrums aus dem TechnologieZentrum am 27. Juli 2016 beginnen konnten. Am 20. September 2016 stand uns ein Lastwiderstand mit einer Leistung von 1.000kW zur Verfügung, so dass wir dann nochmal einen Lasttest für die NEA und die Trafos durchführen konnten um uns zu überzeugen, dass diese die projektierte Maximallast auch problemlos tragen.

Die offizielle Einweihung unseres RZ fand dann am 10.11.2016 in Form einer Fachveranstaltung statt. An diesem Rechenzentrumstag – auch als Dank an alle Firmen, die uns tatkräftig bei der Umsetzung unseres ehrgeizigen Ziels unterstützten –  kamen alle Technologie-Lieferanten zu Wort und konnten ihre Produkte und Kerntechnologien vorstellen.

[1] Comité Européen de Normalisation Électrotechnique (CENELEC), Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung.
[2] Zonierungssystem für Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen der Versicherungswirtschaft

2017

IBH wird Starface Partner

Seit 2004 hatten wir erfolgreich Voice-over-IP-Telefonanlagen (VoIP) von Cisco Systems vermarktet. Der Cisco Callmanager, das Herzstück einer VoIP-Anlage, zeichnete sich durch hohe Zuverlässigkeit in Folge der Möglichkeit des Aufbaus redundanter und geografisch verteilter Systeme aus. Anfänglich konnten so bis zu 16.000 Clients (Telefone) unterstützt werden, was mit der Zeit auf die Unterstützung von bis zu 64.000 Clients erweitert wurde. Die ganze Entwicklung des Callmanagers ging hin zur Unterstützung von Großkunden mit vielen Tausend Telefonen. Dieser Entwicklung passten sich leider auch die Preise an. Der Cisco Callmanager war an kleinere mittelständische Kunden mit weniger als 100 Telefonen nicht mehr verkäuflich.

Auf diese Marktlücke reagierte Cisco Systems im Jahre 2007 mit einem Callmanager Express, der funktionell stark abgerüstet war, aber man konnte telefonieren und er war wieder erschwinglich. Er lief Router-basiert und war bis auf 240 Telefone skalierbar. Um die Hardwarekosten zu reduzieren, brachte Cisco Systems eine integrierte Hardwarelösung auf den Markt, das war die Familie Cisco Unified Communications UC500, mit den Modellen UC520, UC540 und UC560. Das Gerät UC520 z. B. war eine kleine Box, die in sich ein Router, ein Switch und ein optionaler WLAN-AccessPoint vereinigte:

  • 8 POE-Ethernet-Ports für 10/100 Mbit/s (erweiterbar über zusätzlichen Switch)
  • 4 Analog-Schnittstellen für Faxübertragungen etc. (erweiterbar auf 8)
  • 2 ISDN-Schnittstellen S0 (erweiterbar auf 6)
  • 1 VIC-Steckplatz für die Schnittstellenerweiterungen (4x ISDN oder 4x analog)
  • Callmanager Express mit Lizenz für 8 Benutzer (erweiterbar auf 32)
  • Integrierter AccessPoint gemäß IEEE 802.11 b/g

Bei dem Modell mit dem integrierten AccessPoint konnte man also auch mit dem WLAN-Handy Cisco 7920 mobil in der Firma telefonieren. Das Gerät UC520 verkaufte sich gut. Aber nachdem wir unsere ersten zwei Projekte erfolgreich realisiert hatten, wurde die UC500-Familie abgekündigt. Die Begründung war, dass die Geräte in den USA keinen Absatz fanden und daher die Produktionszahlen nicht stimmten.

Für den Callmanager mit vollem Funktionsumfang fanden wir in unserer Region leider zu wenige Großkunden. Nachdem wir über 4 Jahre kein Projekt mit dem Cisco Callmanager verkaufen konnten, schauten wir uns am Markt um. Die Expertise hatten wir, warum dann nicht ein Produkt eines anderen Herstellers in das Portfolio aufnehmen?

Wir fanden in Karlsruhe einen deutschen Hersteller, die Firma STARFACE GmbH mit dem Produkt Starface. Das Produkt und die Firma als mittelständisches deutsches Systemhaus passten einfach zu uns.

STARFACE ist eine VoIP-Telefonanlage. Sie basiert auf dem Produkt Asterisk[1], das für LINUX[2] entwickelt wurde. Asterisk ist also grundsätzlich eine freie Software für Computer aller Art, die Funktionalitäten einer Telefonanlage realisieren sollen. Der Name stammt von der Bezeichnung für das Sternsymbol. Asterisk wird unter einer dualen Lizenz zur Verfügung gestellt – der GNU General Public License (GPL) als freie Softwarelizenz und einer proprietären Lizenz, die es den Lizenznehmern gestattet, die Software weiterzuentwickeln und zu verändern, um so Mehrwerte einzubauen und den nationalen Besonderheiten anzupassen. Letztlich hat sich in Deutschland, wo die Telefonie[3] erfunden und stark durch Siemens geprägt wurde, eine ganz andere Telefonkultur entwickelt als in den USA.

Starface ist grundsätzlich eine IP-Telefonanlage (VoIP). Sie unterstützt aber sowohl auf der Primär- als auch auf der Sekundärseite die unterschiedlichsten Protokolle und Interfaces, wie analoge Telefonanschlüsse (POTS – Plain Old Telefonie), ISDN-Basisanschluss S0 (BRI – Basic Rate Interface) oder ISDN-Primärmultiplexanschluss S2M (PRI – Primary Rate Interface, sowohl als E1 als auch T1). Starface ist als eine physische Appliance in verschiedenen Ausbauvarianten von 20 bis 800 Benutzern oder aber als eine virtuelle Appliance[4] erhältlich. Zusätzlich gibt es einen UCC-Client (Unified Communications & Collaboration), der unter Windows läuft und das Telefon mit wichtigen weiteren Funktionalitäten ergänzt bzw. auch als Softphone das klassische Hardware-Telefon ablösen kann. Die Basisfunktionen können durch Module erweitert werden, wie z. B. Anruferwarteschlangen, Ansage vor dem Melden, zeitgesteuerte Umleitung, Chefsekretärin-Funktion usw. Einige Module sind standardmäßig inkludiert, andere können zusätzlich kostenpflichtig erworben werden und letztlich können versierte Anwender auch Module selbst schreiben. Damit ist Starface ein abgerundetes Produkt, das auch von Kleinunternehmern eingesetzt werden kann. Klassische Hardware-Telefone können übrigens am Markt auf der Basis einer Kompatibilitätsliste von vielen Anbietern erworben werden. Es herrscht also kein Zwang Telefone von Starface kaufen zu müssen, wie das früher bei Siemens, Philips, Ericsson, Alcatel-Lucent oder auch bei Cisco üblich war bzw. auch noch üblich ist.

Nachdem wir 2017 eine Demo-Anlage erworben hatten, Techniker und Vertriebsmitarbeiter bei Starface schulen ließen, sind wir Vertriebspartner geworden. Wir realisierten seitdem fast 50 Projekte mit Starface und sind heute einer der wenigen Excellence Partner von Starface. Starface-Projekte haben in unserem Portfolio einen festen Platz gefunden.

[1] Asterisk hat ursprünglich Marc Spencer in Zusammenarbeit mit Jim Dixon bei seiner Firma Digium entwickelt.
[2] Standardmäßig wird CentOS verwendet
[3] Heute gilt allgemein anerkannt, dass Philipp Reis als Erfinder des Telefons ist, auch wenn er auf die vor ihm erfundene elektrische Signalübertragung aufbaute und andere seine Erfindung später vervollkommneten. Er nannte damals seine Sprechmaschine Telefon und dieser Begriff setzte sich dann auch weltweit durch.
[4] Für jede gängige Virtualisierungsplattform.

2018

Generationswechsel bei IBH

Sandra Horn, die Tochter unseres Firmengründers, Prof. Dr. Thomas Horn, wurde von den Gesellschaftern zum 1. Juli 2013 zur Geschäftsführerin bestellt. Damit hatte die Firma nunmehr zwei Geschäftsführer, die sich die Aufgaben teilten.

Auch bei der Errichtung des Firmenneubaus teilten sich beide die Aufgaben. Während sich Sandra Horn vorrangig der Architektur und Innenausstattung des Firmenneubaus annahm, fiel in den Verantwortungsbereich von Prof. Dr. Horn die technische Ausstattung, speziell die Planung und der Bau des neuen Rechenzentrums bis hin zur Oberbauleitung zur Koordinierung der Gewerke. Schon während dieser Zeit wurden viele Aufgaben, vorrangig im Bereich Consulting und Vertrieb, in die Hände der jungen Mitarbeiter gelegt.

Ende 2017 hatte die Firma inzwischen über 35 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von fast 6 Mill. Euro. Gleichzeitig näherte sich nun auch der 70. Geburtstag unseres Firmengründers. Letztlich wurde der Generationswechsel seit 2008 langsam und schrittweise vorbereitet. Es war also der Tag gekommen, den Generationswechsel zu vollenden.

Ilse Horn, die seit 1996 Prokuristin war und über die ganzen Jahre die Buchhaltung verantwortete, übergab im Januar 2018 die Buchhaltung an eine neu eingestellte Mitarbeiterin, damit sie in den Ruhestand gehen konnte.

Um den Generationswechsel abzuschließen, übergab danach Prof. Dr. Horn zum 1. April 2018 die Geschicke der Firma in die Hände seiner Tochter und schied als Geschäftsführer aus. Aber eigentlich fühlte er sich noch zu jung, um in den Ruhestand zu gehen. Er war weiterhin Gesellschafter der Firma und wollte auch weiterhin mit seinem über Jahrzehnte erworbenen Wissen der Firma dienen. So wurde er dann offiziell Prokurist und Projektleiter für IT-Projekte.

Gleichzeitig wurde zum 1. April 2018 Silko Zander als Prokurist und Projektleiter für den Aufbau des Bereichs Physische Infrastrukturen eingestellt. Die Zusammenarbeit mit Herrn Zander hatte sich schon bei anderen Rechenzentrumsprojekten und dem Bau des eigenen Rechenzentrums als sehr fruchtbringend herausgestellt. Damit war IBH in der Lage, nicht nur Rechenzentren zu planen, sondern auch als Generalauftragnehmer schlüsselfertig zu bauen. Aber es müssen nicht immer Rechenzentren sein, auch bei vielen anderen Projekten waren wir früher immer auf andere Dienstleister angewiesen, wie z. B. bei der Verlegung von LWL- oder LAN-Kabeln oder bei der Realisierung von USV-Projekten.

Die IHK Dresden, die den Prozess der Unternehmensnachfolge begleitet hatte, schrieb dazu in einer Informationsbroschüre[1] des Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr:

Die traditionelle, rein familieninterne Nachfolge eines Unternehmens wird immer seltener. Gründe hierfür liegen unter anderem darin, dass die nächste Generation andere berufliche Wege einschlägt oder die Unternehmerfamilien gar kinderlos geblieben sind. Ist eine Nachfolge innerhalb der Familie möglich, so können aber auch Konfliktpotentiale, wie die fehlende persönliche Distanz, den Generationswechsel erschweren.

Für Sandra Horn, Tochter von Prof. Dr. Thomas Horn, dem Unternehmensgründer der IBH IT-Service GmbH, stellten sich daher einige Herausforderungen. So galt es, die Erwartungen und Anforderungen der Kunden und Partner zu erfüllen und sich gleichzeitig neben den eigenen Eltern zu behaupten. Vor allem sah sie in der Unternehmensnachfolge jedoch eine riesige Chance, selbst Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft zu gestalten sowie eigene Ideen umzusetzen. „Die tägliche Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen erfüllt schließlich jeden am Ende des Tages mit Stolz“, so die Unternehmerin. Selbstläufer sind Firmenübernahmen dennoch nicht. Von beiden Seiten wird viel Willen und noch mehr Toleranz gefordert.

Mit der Neuausrichtung des Unternehmens wurde das Thema Rechenzentrumsdienstleister weiter in den Fokus gerückt. So werden die Planung, der Bau und der Betrieb von Kundenrechenzentren immer weiter ausgebaut. Gleichzeitig soll das Planen, Umsetzen und Betreuen von diversen Infrastrukturprojekten als klassischer Geschäftszweig bestehen bleiben. Das Unternehmen ist stolz darauf, seinen Kunden eine ganzheitliche Betreuung zu bieten. Gleichzeitig ist man sich der Herausforderung bewusst, den richtigen Weg in die Zukunft zu finden. Trotz der guten Entwicklung gab es natürlich auch unterschiedliche Sichtweisen. Im Vordergrund stehen jedoch das gemeinsam erreichte Ergebnis und das gute Gefühl auf beiden Seiten, wieder ein Stück des Weges vorangekommen zu sein.“

[1] In guten Händen – Erfolgreiche Unternehmensnachfolgen in Sachsen, Informationsschrift des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern in Sachsen, Redaktionsschluss 23. Mai 2018

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